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BeitragVerfasst: 20.02.2006 - 20:15 
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Hallo zusammen :)

Erich Kästner, geb. am 23. Februar 1899 in Dresden, hat sich über den Karneval im Monat Februar seine Gedanken gemacht…irgendwie sehr tiefsinnig…

Der Februar

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
Falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
Und sind aufgeputzt wie Narren,
um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verlässt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe
Das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.


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BeitragVerfasst: 20.02.2006 - 20:26 
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Thora, fein, danke!

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Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 05.03.2006 - 20:19 
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:) Trotz eisigem Wind lockte die Sonne heute wenigstens zeitweise mit strahlendem Lächeln ins Freie. In den starren Winter kommt zunehmend Bewegung…zwar lässt er noch ungestüm die Muskeln spielen, doch insgeheim lacht die Sonne ihn schon aus… :blueflowerface: :hotsun: :toothy2:

März

Sonne lag krank im Bett.
Sitzt nun am Ofen.
Liest, was gewesen ist.
Liest Katastrophen.

Springflut und Havarie,
Sturm und Lawinen, -
Gibt es denn niemals Ruh
Drunten bei ihnen?

Schaut den Kalender an.
Steht drauf: “Es werde!“
Greift nach dem Opernglas.
Blickt auf die Erde.

Schnee vom vergangenen Jahr
blieb nicht der gleiche.
Liegt wie ein Bettbezug
klein auf der Bleiche.

Winter macht Inventur.
Will sich verändern.
Schrieb auf ein Angebot
aus andern Ländern.

Mustert im Fortgehn noch
Weiden und Erlen.
Kätzchen blühn silbergrau.
Schimmern wie Perlen.

In Baum und Krume regt
sich`s allenthalben.
Radio meldet schon
Störche und Schwalben.

Schneeglöckchen ahnen nun,
was sie bedeuten.
Wenn du die Augen schließt,
hörst du sie läuten.
(Kästner)


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BeitragVerfasst: 05.03.2006 - 20:43 
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Thora, das ist ein wunderbares Gedicht. Danke!

Unsere Schneeglöckchen sind so weiß bedeckt, dass ich sie noch nicht einmal erahnen kann...

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Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 05.04.2006 - 13:47 
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Eines der wunderschönen Gedichte von Christina Rekittke, die ich immer wieder gern lese, weil sie eine unbekannte Saite in uns zum Klingen bringen. :)

Suche

Wo finde ich den Klang,
der nie geklungen
und wo den Duft,
der alle Grenzen sprengt -,
wo das Lied,
das nie gesungen
und wo die Macht,
die meinen Herzschlag kennt -,

wo lebt der Traum,
der Welten überspannt -,
wer knüpft das Netz,
in dem wir uns bemüh`n -.
Wo liegt es nur,
das unbekannte Land,
in das wir einmal heimwärts zieh`n….

Such nicht…
Will etwas in mir sagen -,
Dein Herz ist Zentrum Deiner Welt -,
der Klang in dir,
er wird Dich tragen,
Du selbst hast ihn Dir auserwählt.

Der Duft,
den du ersehnst -
er ist dein Leben
und blüht wie Blumen auf dem Feld -.
in ihren Farben kannst Du lesen,
was du gesät,
-gereift – in deine Hände fällt…

Pflanz nur ins ICH
ein großes „WIR“,
wenn Deine Suche du begründest,
öffne weit die Herzenstür
und – Schätze sind`s,
die du dann findest…

© Christina Rekittke


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BeitragVerfasst: 05.04.2006 - 14:14 
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Thora, auch das ist ein Gedicht mit wunderbarem Inhalt! Christina Rekittke, den Namen höre und lese ich zum ersten Mal.

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Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 - 14:17 
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April

Der Regen klimpert mit einem Finger
die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger.
O Widerspruch voll Harmonie!

Der Mond in seiner goldenen Jacke
Versteckt sich hinter dem Wolken-Store.
Der Ärmste hat links eine dicke Backe
und kommt sich ein bisschen lächerlich vor.
Auch diesmal ist es dem März geglückt:
Er hat ihn in den April geschickt.

Und schon hoppeln die Hasen,
mit Pinseln und Tuben
und schnuppernden Nasen,
aus Höhlen und Gruben
durch Gärten und Straßen
und über den Rasen
in Ställe und Stuben.

Dort legen sie Eier, als ob`s gar nichts wäre,
aus Nougat, Krokant und Marzipan.
Der Tapferste legt eine Bonbonniere.
Er blickt dabei entschlossen ins Leere.
Bonbonnieren sind leichter gesagt als getan.

Dann geht es ans Malen. Das dauert Stunden.
Dann werden noch seidene Schleifen gebunden.
Und Verstecke gesucht. Und Verstecke gefunden:
Hinterm Ofen, unterm Sofa,
in der Wanduhr, auf dem Gang,
hinterm Schuppen, unterm Birnbaum,
in der Standuhr, auf dem Schrank.

Da kräht der Hahn den Morgen an!
Schwupp, sind die Hasen verschwunden.
Ein Giebelfenster erglänzt im Gemäuer.
Am Gartentor lehnt und gähnt ein Mann.
Über die Hänge läuft grünes Feuer
Die Büsche entlang und die Pappeln hinan.
Der Frühling, denkt er, kommt also auch heuer.
Er spürt nicht Wunder, noch Abenteuer,
weil er sich nicht mehr wundern kann.

Liegt dort nicht ein kleiner Pinsel im Grase?
Auch das kommt dem Manne nicht seltsam vor.
Er merkt gar nicht, das ihn der Osterhase
Auf dem Heimweg verlor.


(Kästner)


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 - 17:25 
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Wunderbar Thora =D>

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!


(Goethe)

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Ehe Du über andere Menschen urteilst, zieh Dir seine Schuhe an und lauf seinen Weg


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 - 17:57 
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Thora, auch ich sage: Fein!

Cathy, an den Osterspaziergang habe ich schon sehr lange nicht mehr gedacht, obwohl ich genau weiß, dass Ostern ist. Danke!

_________________
Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 - 19:41 
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:) @Cathy: Mir geht es wie Reenah...dieses schöne Gedicht von Goethe habe ich schon lange nicht mehr bewußt gelesen. Umso schöner, dass du es uns wieder in Erinnerung gebracht hast. :thumbup:

:) @Reenah: Ich freue mich immer, wenn dir die kleinen poetischen Anwandlungen von mir gefallen. 8)

Gruß Thora


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 - 22:38 
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Thora, Deine "kleinen, poetischen Anwandlungen" bewirken Großes!

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Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 02.05.2006 - 20:43 
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:) Zum bevorstehenden Muttertag ist mir dieses Gedicht in die Hände gefallen…

Stiller Besuch

Jüngst war seine Mutter zu Besuch.
Doch sie konnte nur zwei Tage bleiben.
Und sie müsse Ansichtskarten schreiben.
Und er las in einem dicken Buch.

Freilich war er nicht sehr aufmerksam.
Er betrachtete die Autobusse
Und die goldnen Pavillons am Flusse
Und den Dampfer, der vorüberschwamm.

Langsam fiel der Vollmond in ein Haus.
Und weil er wie eine Münze rollte,
schien es fast, als ob Gott sparen wollte.
Gottes Sparsamkeit sieht anders aus.

Seine Mutter hielt den Kopf gesenkt.
Und sie schrieb gerade an den Vater;
„Heute Abend gehn wir ins Theater,
Erich kriegte zwei Billets geschenkt.“

Und er tat, als ob er fleißig las.
Doch er sah die Nähe und die Ferne,
sah den Himmel und zehntausend Sterne
und die alte Frau, die drunter saß.

Einsam saß sie neben ihrem Sohn.
Leise lächelnd. Ohne es zu wissen.
Stadt und Sterne wirkten wie Kulissen.
Und der Wirtshausstuhl war wie ein Thron.

Ihn ergriff das Bild. Er blickte fort.
Wenn sie mir schreibt, musste er noch denken,
wird sie ihren Kopf genauso senken.
Und dann las er. Und verstand kein Wort.

Seine Mutter saß am Tisch und schrieb.
Ernsthaft rückte sie an ihrer Brille.
Und die Feder kratzte in der Stille.
Und er dachte: Gott, ich hab sie lieb!

(Kästner)


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BeitragVerfasst: 02.05.2006 - 20:56 
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Vielen Dank Thora :lol:

ein sehr schönes Muttertagsgedicht!
Es regt einem zum Nachdenken an.

Lieber Gruss

Twenty

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Forschung ist Leben!


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BeitragVerfasst: 12.05.2006 - 18:50 
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Zum Muttertag ein Zitat von Wilhelm Raabe:

Keine Weisheit, die auf Erden gelehrt werden kann,
kann uns das geben, was ein Wort und ein Blick der Mutter uns gibt.

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Bis bald! Reenah


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BeitragVerfasst: 24.05.2006 - 19:13 
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:) Da meine putzmuntere Katze mich in der letzten Nacht mit Action erfolgreich vom Schlafen abgehalten hat, hierzu ein Katzengedicht von Heinrich Heine…

Gruß Thora


Mimi

Bin kein sittsam Bürgerkätzchen,
nicht im frommen Stübchen spinn ich.
Auf dem Dach, in freier Luft,
eine freie Katze bin ich.

Wenn ich sommernächtlich schwärme,
auf dem Dache, in der Kühle,
schnurrt und knurrt in mir Musik,
und ich singe, was ich fühle.

Also spricht sie. Aus dem Busen
Wilde Brautgesänge quellen,
und der Wohllaut lockt herbei,
alle Katerjunggesellen.

Wunderbare Macht der Töne!
Zauberklänge sondergleichen!
Sie erschüttern selbst den Himmel,
und die Sterne dort erbleichen.

Heinrich Heine


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