In einer riesigen Festung
Hitana stand in den gelblich erleuchteten Räumen einer anscheinend riesigen Festung aus vollkommen schwarzem Stein und sah sich mit großen Augen um. Das flackernde Licht der vielen Kerzen bildete ein dämmeriges Licht. Sie befand sich in einem langen Flur, von dem rechts viele Türen in verschiedene Zimmer führten. Der Flur war mit Wandbehänden, Teppichen und manchmal auch Statuen geschmückt. Die Türen waren aus edlem, schönen Holz.
Sie fragte sich, wer hier wohl wohnte und was sich in den vielen Zimmern wohl befand. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob sie es wagen konnte, die Zimmer zu betreten, da sie nicht wusste, ob sich dort nicht jemand befand.
Erst einmal ging sie den langen Flur hinunter und schaute sich dabei genau um. Mit gespitzten Ohren lauschte sie, ob nicht irgendwo jemand herumlief und sie vielleicht erwischte. Die Gefahr, dass ihr etwas schlimmes geschehen konnte, ließ sie erschauern. Schließlich wusste sie nicht, wie man hier mit Fremden umging.
Ein langer Flur führte in den nächsten und langsam fragte Hitana sich, wie groß diese Festung eigentlich war. Als sie einmal aus den schmalen Fenstern sah, blickte sie auf eine trostlose, graue Moorlandschaft, die von einem schiefergrauen Himmel überspannt wurde.
Die Neugier überkam sie irgendwann doch noch und nachdem sie an einer Tür gelauscht hatte, ob sich drinnen jemand befand, öffnete sie diese vorsichtig und trat ein. Das Zimmer war ebenso edel ausgestattet, wie der Teil der Festung, den sie bereits gesehen hatte. Es schien das Schlafzimmer von jemandem zu sein und sie sah sich etwas genauer um. Auf der Kommode neben dem Bett stand ein Bild von einem stolz aussehenden älteren Mann zusammen mit einem Jüngeren, der sein Sohn zu sein schien. Sie schaute sich auch die Bücher aus dem Regal an, konnte aber die Schrift nicht entziffern. Da es hier nichts weiter zu sehen gab, ging sie wieder hinaus und öffnete nach Geratewohl weitere Türen und sah sich in den Räumen kurz um. Sie entdeckte ein Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch und einem weiteren Bücherregal, dessen Bücher aber alle durch ein Schloss versiegelt waren. Konnten dies Verbindungsbücher sein? Wenn ja, so musste ich mich in der Behausung des Zerstörers befinden.
Es gab auch einen Laborraum, mit einem Regal voller Einweggläser, in denen sich seltsame Dinge befanden, von denen sie nicht wissen wollte, was es war. Andere Gläser enthielten seltsam gefärbte Flüssigkeiten, die in der unbekannten Schrift beschriftet waren.
Erschreckend war ein düsterer Raum mit Wandbehänden, die einen Mann als Gott über viele Welten zu zeigen schienen und ein großes Bild an einer Wand, dass einen Mann zeigte, dessen Gesicht durch Farbschmierereien und ein Messer, dass mitten in die Stirn gerammt worden war, geschändet worden war. Das musste wohl der Bruder des Zerstörers sein.
Ein weiterer Raum war ebenso seltsam: Es schien sich um eine Art Krankenzimmer oder vielleicht einen weiteren Versuchsraum zu handeln. Der Raum war ungeschmückt und es befanden sich eine schmale Pritsche, ein Tisch, auf dem ziemlich übel aussehende Gegenstände lagen und seltsame Apparaturen, von denen sie nicht wusste, was sie taten. Das Ganze machte einen sehr unheimlichen Eindruck und sie wollte sich nicht vorstellen, was hier geschah.
Sie gelangte einige Zeit später zu einer Treppe, die in das untere Geschoss führte. Dort war alles ungeschmückt, sodass die Vermutung nahe lag, dass hier das Dienstpersonal lebte. Die Zimmer hier waren karg und ungemütlich eingerichtet und es folgten weitere Räume mit seltsamen Gerätschaften. Schließlich kam sie zu einem Raum, der eine Art Tempel zu sein schien, da ein riesiger Wandbehang mit dem Bild eines zornig aussehenden Mann den Raum beherrschte. Unter dem Wandbehang stand ein Altar für Opferungen und der Raum war durch riesige Kandelaber erleuchtet.
Bisher war sie auf ihrem Streifzug niemandem begegnet und war darüber auch sehr froh. Als sie jetzt aus dem Tempel trat und den Flur herunter ging, hörte sie plötzlich Stimmen. Es waren zwei Menschen, die sich in Hitanas Sprache unterhielten und direkt auf dem Weg in diesen Flur zu sein schienen. Hitana sah sich gehetzt um und öffnete dann schnell die nächste Tür, welche sie erreichen konnte. Auch dieser Raum war karg eingerichtet und so konnte sie nur hoffen, dass die beiden Menschen nicht ausgerechnet in diesen Raum wollten. Sie blieb an der Tür und lauschte nach draußen. Die beiden Menschen gingen an ihrer Tür vorbei und anscheinend in den Tempel. Hitana atmete erleichtert auf und schaute sich dann in dem Raum um. Etwas nahm ihre Aufmerksamkeit besonders in Anspruch. Auf der anderen Seite des Raumes war ein vergittertes Fenster, durch das man in einen anderen Raum blicken konnte.
Sie spähte hindurch und sah einen prächtig eingerichteten Raum voller Gegenstände aus glänzendem Gold und schönen Wandbehänden und Teppichen. An einem Tisch saß ein Mann, den sie nur von hinten erkennen konnte. Er hatte kurze, schwarze Haare und wirkte sehr kräftig.
Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber sie vermutete, dass dies der Zerstörer war. Doch wie es aussah, würde sie alleine keine Chance gegen ihn haben. Sie atmete möglichst leise, um ihn nicht auf sich aufmerksam zu machen und beobachtete ihn weiter.
Plötzlich richtete er sich ruckartig auf und neigte leicht den Kopf. Erschrocken hielt Hitana den Atem an. Hatte er sie etwa trotzdem gehört? Langsam wandte sie sich von dem vergitterten Fenster ab, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dabei tastete sie sich an der Wand entlang, ohne den etwas anders aussehen Stein zu sehen, der in die Mauer eingearbeitet war. Sie berührte ihn nur kurz, doch schon erklang ein schleifendes Geräusch, dass sie erstarren ließ. Was war das?
Plötzlich gab es ein lautes KLONG und als sie sich umdrehte, sah sie das die Tür durch ein weiteres Gitter versperrt wurde. Hitana sah sich ängstlich um und dachte: Was habe ich getan?
Sie hörte ein Geräusch von dem Fenster her und drehte sich wieder um. Auch hier hatte sich etwas geändert: Das vergitterte Fenster war jetzt so groß, dass man ohne Schwierigkeiten hineinsehen konnte. In diesem Moment verstand Hitana den Sinn dieses Fensters. Sie war in einer Zelle gefangen und auf der anderen Seite stand der Mann, welcher nicht nur Zivilisationen, sondern auch Welten auf dem Gewissen hatte. Er stand langsam auf und ging mit gemessenen Schritten auf mich zu. Er grinste mich böse an und sagte in meiner Sprache, wenn auch mit starkem Dialekt: „Wen haben wir denn da? Es hat sich also doch gelohnt den Gefängnisraum zu bauen, um herumstreifende Leute gefangen zunehmen. Wer bist du?“ Hitana schluckte krampfhaft und dachte nach. Sie wusste nicht, was er mit ihr tun würde, aber antworten sollte sie erst einmal nicht. Stattdessen wandte sie sich schnell von dem Fenster ab und kauerte sich in eine Ecke. Hinter sich hörte sie ein finsteres Lachen. „Ha! Du tust gut daran dich zu fürchten! Nun, wenn du mir heute nicht sagen willst, wie du heißt, dann vielleicht ein andermal. Ich habe genug Zeit! Ich werde Voranu nach dir schicken, damit du auch gut versorgt bist.“ Damit wandte auch er sich ab und Hitana hatte Zeit zu überlegen, was sie jetzt tun sollte.
Sie wühlte hektisch in ihrem Rucksack herum, bis sie endlich das gefunden hatte, was sie gesucht hatte. Sie betrachtete die KI, welche man ihr gegeben hatte, als sie in die Gruppe der Forscher eingetreten war. Außerdem hatte man ihr die Nummern einiger anderer Forscher gegeben, die sie kontaktieren konnte, wenn sie in Schwierigkeiten war. Sie betrachtete Nummern und Namen: Sharie, Thora, Cathy und andere. Sie kannte keine von ihnen. Sie wusste nicht, ob diese Forscher, sie retten kommen würden, aber sie hatte keine andere Möglichkeit. Sie schrieb also eine Nachricht an die drei Frauen.
Forscherkollegen, wo immer ihr seid, ich brauche Hilfe! Mein Name ist Hitana und ich bin eine neue Forscherin. Ich befinde mich in der Gefangenschaft eines gefährlichen Mannes! Ihr müsst mir unbedingt helfen; ich weiß nicht was er mit mir tun könnte. Ihr benötigt einen Sendersucher. Reist in die Wüste und sucht nach einem Sender mit einer Plakette darauf! Habt ihr ihn gefunden, so haltet Ausschau nach einem Flimmern am Boden. Das ist ein Dimensionstor in eine Nadelbaumwelt. Benutzt das Tor und sucht in der Nadelbaumwelt die kleine Holzhütte. Dort habe ich einen Hinweis hinterlegt. Benutzt im Verbindungsraum das Tor zu der Höhle mit den Steinformationen (malt das Zeichen für die Höhle mit den Steinformationen im Verbindungsraum nach). Sucht in den Höhlen nach einer Steinformation mit einem Loch. Eine Steinplatte weist euch den Weg zum nächsten Verbindungsraum. Benutzt das Tor zu der großen Festung (derselbe Weg wie im ersten Verbindungsraum). In der Festung müsst ihr sehr vorsichtig sein, weil dort die Dienerschaft des Mannes herumläuft. Vielleicht könnt ihr sie für euch gewinnen. Im unteren Geschoss auf der linken Seite hinter der letzten Tür ist mein Gefängnis. Mehr kann ich euch jetzt nicht sagen! Bitte helft mir!!!
Sie sendete die Nachricht ab und hoffte, dass sie ankam und die Forscher ihr zu Hilfe kamen...
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
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