Während sie den kühlen Wurzeltee genoss, betrat Z'ron, der Hausherr, gemessenen Schrittes den Raum. Welche Freude, Joorea! rief er und reichte ihr beide Hände zum Gruß. Joorea erhob sich und erwiderte den Gruß lächelnd. Wo ist Paul? fragte Z'ron und sah sich diskret um. Natürlich konnte Joorea Z'ron nicht von ihrer Mission berichten, er würde kein Verständnis dafür haben, dass menschliche Forscher die Artefakte seiner und anderer Zivilisationen ausgruben.
Wir treffen uns morgen in Temo und da dachte ich, ich schau vorher noch einmal kurz bei Euch vorbei, log Joorea. Paul ist geschäftlich in der Stadt und lässt schöne Grüße ausrichten. Er hofft, dass er Dich ebenfalls bald wiedersieht, Z'ron, sagte sie und senkte verlegen den Kopf. Sie mochte überhaupt nicht gern schwindeln, doch dies war eine ungewöhnliche Situation und sie musste unbedingt mit dem Diener von damals sprechen.
Sei willkommen und mein Gast, solange Du möchtest, sagte Z'ron freundlich. Bitte entschuldige mich jetzt...Geschäfte...er hob bedauernd die Schultern. Er klatschte in die Hände und da erschien der Diener, der sich auch beim letzten Besuch um sie gekümmert hatte. Ich danke Dir, Z'ron, erwiderte Joorea und sah ihm nach, wie der den Raum verließ.
Erleichtert sah Joorea den Diener an, der sich, ohne eine Miene zu verziehen, vor ihr verbeugte und sie dann bat, ihm zu folgen. Er brachte sie in ein Gästezimmer, das dreimal so groß war wie Paul's Wohnmobil.
Der Diener verneigte sich erneut und wollte den Raum verlassen. Joorea hielt ihn schnell zurück und fragte ihn, ob er sich an sie und Paul erinnerte. Er bejahte es. Kurz erklärte Joorea ihm ihre Situation, vor dem Diener brauchte sie keine Geheimnisse zu haben wie vor Z'ron. Sie bat ihn um einen Hinweis, wo sie ein Buch nach Reniuan finden könne. Es gibt kein Buch, sagte der Diener traurig. Der Weg ist weit und voller Gefahren.
Er war betrübt, Joorea nicht helfen zu können, denn er verehrte sie sehr. Niemand sonst, außer ihrem Freund Paul, war so freundlich zu ihm und seinesgleichen wie sie. Darum versuchte er, ihr den Weg zu erklären. Du solltest nicht allein reisen, seltsame, gefährliche Wesen sind zahlreich und unberechenbar auf dem Weg, sagte er sorgenvoll.
Joorea war gerührt über diese Fürsorge, doch drängte sie ihn nach Fakten. Er erzählte, dass die 3 Relikte 3 zerbrochene Teile einer Steintafel seien, auf der wundersame Zeichen eingeritzt seien. Sie schrieb in Stichworten mit, was er ihr mitteilte. Ist doch gar nicht so schwierig, zur Insel zu kommen, dachte sie. Am Ende erklärte er ihr, dass sie nur mit einem Unterwasserfahrzeug auf die Insel Reniuan gelangen könne. Dieses Fahrzeug sei aber Eigentum von seltsamen, unberechenbaren Wesen, zumindest hätten sie es gefunden und bewachten es wie einen Schatz.
Joorea dankte dem Diener, erfreut über die Informationen. Hast Du Paul auch hiervon erzählt? fragte sie ihn. Ja, Joorea, bei Eurem letzten Besuch habe ich Paul den Weg erklärt, erwiderte der Diener. Joorea danke dem Diener freundlich und dieser verließ den Raum. Na, dann war ja alles klar. Am liebsten wäre sie sofort aufgebrochen, doch sie konnte Z'ron's Haus jetzt nicht einfach verlassen, das wäre äußerst unhöflich gewesen.
So genoss sie den Abend mit dem Hausherrn und seiner Gattin. Sie zwang sich zur Ruhe und beschloss, gleich am frühen Morgen aufzubrechen. Sie teilte dies dem Hausherrn mit und bedankte sich für seine Gastfreundschaft.
Nachdem das Abendessen endlich vorbei war, wurde Joorea wieder zum Gästezimmer geleitet. Sie verbrachte eine unruhige Nacht, denn sie wollte unbedingt aufbrechen. Endlich war es soweit. Der Morgen brach an und sie stand auf, wusch sich und zog sich an. Ein Diener brachte ihr ein nahrhaftes Frühstück und nachdem sie es verzehrt hatte, verließ sie fast eilig das Haus.
Nachdem sie eine Weile gelaufen war und sich unbeobachtet glaubte, sah sie sich noch einmal die Notizen durch, die sie sich von den Angaben des Dieners am Vorabend gemacht hatte. Dann ritzte sie ein Symbol in ihre Tafel und reiste so in eine Welt, die sie mit Paul vor Jahren schon einmal besucht hatte. Dort hatte Paul einst in einer Höhle diese Reisetafeln gefunden. Und dort sollte nach Angaben des Dieners das Unterwasserfahrzeug zu finden sein, dass man benötigte, um nach Reniuan zu gelangen.
Die Welt hatte eine üppige Vegetation. Schwüle feuchtwarme Luft empfing sie und binnen kurzer Zeit war Joorea völlig durchgeschwitzt. Sie musste in Richtung Meer gehen, dort wollte sie versuchen, das Unterwasserfahrzeug zu finden.
Plötzlich machte sich ihre KI bemerkbar. Joorea schaute nach: Eine Nachricht von Paul!
Liebe Joorea,
letzte Nacht hat mich eine Unruhe gepackt, die ich nicht erklären kann. Es war, als ob mich etwas rief...Ich musste einfach fort und an diesen Ort reisen. Ich habe Dir keine Nachricht hinterlassen, weil ich es einfach selbst nicht erklären konnte. Ich hoffe, Du hast Dir keine allzu großen Sorgen gemacht. Ich glaube, ich habe eines der 3 "Wunder"-Artefakte gefunden! Es hat mich hingezogen zu sich mit aller Macht. Als ich es dann fand, hörte der "Ruf" auf. Ich war also am Ziel! Ich kann Dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin! Ich glaube, ich habe einen Hinweis, wo ich das 2. Relikt finden kann. Ich werde gleich dorthin aufbrechen. Ich fühle, dass ich diese Mission allein machen muss. Wenn alles weiter so gut klappt, werde ich bald zurück sein und kann Dir Fantastisches berichten!
Liebe Grüße
Paul
Joorea atmete langsam aus. Na, so was!
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