Das Finale
Sharie, Garlan und Luana standen wieder auf dem vertrauten Boden Peihols, doch sie wussten nicht so recht wie es jetzt weiter gehen sollte. Menolly war nicht in der Hütte ihrer Mutter und auch Vamir, der immer mal wieder dort nach dem Rechten gesehen hatte, hatte sie seit damals nicht mehr gesehen.
Die Forscher erkannten erschrocken, dass sie schon wieder fast ein Jahr lang unterwegs gewesen waren. Was mochte in der Zwischenzeit wohl geschehen sein? Luana schlug vor, dass sie ins Dorf der Trevat gehen sollten und sich etwas ausruhen sollten, bevor sie weiter nach Menolly suchten. Sharie war sogar einverstanden damit.
Sie waren alle überrascht Hitana in Gregor’s Gasthaus vorzufinden. Die junge Frau begrüßte sie, als ob sie sie schon erwartet hätte und die Forscher bekamen nach langer Zeit endlich mal wieder eine ausgiebige Mahlzeit zum Essen. Dann fragte Sharie Hitana, ob sie mit Navret auf Urlaub hier war und Hitana’s Gesicht verfinsterte sich. Sie erzählte ihnen von Navrets Tod, aber noch nicht von Voranu.
Die drei bekundeten ihr Beileid und erzählten dann was ihnen so im letzten Jahr passiert war. Als sie damit endeten, dass sie vor einer Aufgabe standen von der sie im Prinzip nicht wirklich wussten was sie zu tun hatten, lächelte Hitana leicht und sagte: Da kann ich euch glaube ich mehr erzählen.
Sie berichtete von dem was Voranu ihr gesagt hatte, ließ aber einen bestimmten Teil dabei aus, da sie nicht mit ihnen darüber reden wollte und als sie fragten, ob sie wüsste was der Preis sei, schüttelte sie verneinend den Kopf.
Endlich machten einige Dinge Sinn! Sharie war nur deswegen von dem Buch in die Welt von Jorak angezogen worden, weil dies ein Weg auf ihrer Schicksalslinie war. Garlan und Luana waren nur deshalb in D’ni gelandet, weil auch sie den „Ruf“ gehört hatten. Menolly war wahrscheinlich wieder zurück in Peihol, weil auch sie innerlich wusste, dass es Zeit war die Aufgabe zu erfüllen.
Und so waren sie nun wieder fast alle vereinigt und sahen einer ihrer größten und schwersten Aufgaben entgegen. Aber sie hatten keine Angst, denn sie hatten einander und sie waren auch sehr aufgeregt, ob des unglaublichen Abenteuers dass nun möglicherweise sein Ende finden würde.
Einige Tage später machten sie sich auf den Weg Menolly zu suchen. Dabei verließen sie sich ganz auf ihr Gefühl und es funktionierte tatsächlich. Sie entdeckten sie in den Kristallwäldern, wo sie ziellos umherwanderte. Sie war natürlich auch froh alle ihre Freunde wieder zu sehen, aber man merkte ihr auch an, dass sie von der Aufgabe wusste und etwas Angst davor hatte.
Sharie nahm Menolly an der Hand, Garlan und Luana nahmen sich ebenfalls an der Hand und Hitana stand zwischen den beiden Paaren und hielt je eine von Sharie’s und eine von Luana’s Händen.
Sie schlossen die Augen und konzentrierten sich. Die Amulette begannen zu glühen und sie spürten wie die Kräfte sie erfassten. Hitana in der Mitte verzerrte das Gesicht, Sharie und Menolly fingen an zu zittern und Garlan und Luana stöhnten leicht auf. Die Farben flossen zusammen und strömten dann in einem Schwung aus. Um sie herum zersplitterten alle Kristalle des Waldes, hunderte Seelen leuchteten auf und verwandelten sich in reale Menschen und dann war für einen Moment ein goldenes Wesen zu sehen, dass zwischen den Paaren hin und her zog und sich schließlich Menolly aussuchte.
Ein Schlag erfasste die Gruppe und sie fielen alle hin. Der Bann war gebrochen, die Aufgabe erfüllt. Eine Weile herrschte Stille. Die wiedererweckten Menschen schienen nicht so recht zu wissen, was geschehen war oder wo sie waren. Schließlich versammelten sie sich um die Forscher, die immer noch reglos da lagen.
Dann kam Bewegung in die Gruppe. Garlan regte sich zuerst, dann kam auch Luana wieder zu Bewusstsein. Sie waren beide bleich und sahen ziemlich fertig aus, aber mit der Zeit kamen ihre Kräfte wieder zurück. Ihr Amulett war allerdings verschwunden.
Sharie und Hitana regten sich immer noch nicht. Menolly stand langsam auf und ihre Augen flackerten, als sie sich daran erinnerte wie sie davon geträumt hatte, dass Sharie etwas zustoßen würde. Dann spürte sie etwas, dass sich in ihr regte und sie berührte Sharie’s Stirn und nach kurzer Zeit rührte auch sie sich.
Garlan und Luana starrten Menolly fassungslos an. Was ist fragte diese verwundert und sah an sich hinunter. Aus dem Amulett der Farben war jetzt eines geworden, dass ein schlangenartiges, geflügeltes Wesen zeigte, dass von Steinen in blau, rot, gelb und grün umrandet war. Außerdem schien Menolly irgendwie zu leuchten.
Nun sahen aber alle zu Hitana, die sich immer noch nicht bewegt hatte. Menolly ging auch zu ihr und wollte gerade eine Hand auf ihre Stirn legen, als eine Hand sie davon abhielt. Die Augenlider zitterten und dann sah Hitana sie an und lächelte doch tatsächlich.
Lass nur. Ich habe meine Bestimmung erfüllt und ich zahle den Preis ohne zu zögern. So bin ich wenigstens bald wieder mit meinem Liebsten zusammen sagte sie mit schwacher Stimme.
Erschrocken sahen die Anderen sie an. Jetzt verstanden sie, was der Preis war. Doch Menolly respektierte Hitana’s Wunsch und nahm die Hand wieder weg. Die junge Frau schloss wieder die Augen und einen Moment später hörte sie auch auf zu atmen. Lange schwiegen die Forscher traurig, dann bemerkten sie die Leute um sich herum und sahen sie an.
Die Nerrimas sahen sie ebenfalls an und plötzlich rief Menolly: Mutter?! Du lebst?
Eine Frau in der vordersten Reihe lächelte und nickte. Menolly stürzte in ihre Arme und fing an zu weinen. Ihre Mutter streichelte sie beruhigend und sagte dann: Ja ich lebe wieder, denn als ich starb fuhr auch ich in die höhere Existenz auf und nun kehre ich wieder zurück. Und ich bin sehr stolz auf dich mein Kind! Du hast es tatsächlich geschafft uns zu befreien.
Menolly löste sich von ihr und schüttelte den Kopf. Ohne meine Freunde hätte ich es nie hingekriegt. Aber da ist noch etwas: Es gab zwei Amulette, Mutter und…naja ich glaube irgendwas ist mit mir passiert als die Kräfte vereint wurden.
Ihre Mutter nickte und sagte: Ja, wir haben es gesehen. Nun…jetzt wo alles wieder in Ordnung ist, wird es Zeit das du deinen Platz einnimmst.
Plötzlich sah Menolly traurig aus. Sie blickte zu ihren Freunden herüber und wusste nicht so recht, wofür sie sich entscheiden sollte. Einerseits war sie sehr glücklich ihre Mutter wieder zu haben, andererseits wollte sie ihre Freunde nicht einfach zurücklassen. Sie wusste, wenn sie jetzt mit den Nerrimas ging, würde sie möglicherweise nie wieder ihre Freunde sehen.
Mutter, jetzt wo du wieder da bist…kannst du da nicht diese Kräfte an dich nehmen und auf die Nerrimas aufpassen? Weißt du, es ist nicht so dass ich mich vor meiner Aufgabe drücken will, aber ich will sie verstehen lernen und ich will auch Zeit mit meinen Freunden verbringen.
Zum Glück lächelte ihre Mutter und sagte: Das kann ich gut verstehen, Menolly. Dann lass uns jetzt die Übertragung durchführen.
Sie nahmen sich an den Händen und schlossen die Augen. Für einen kurzen Moment leuchteten beide auf, dann war das vorherige Glühen von Menolly abgefallen. Sie reichte ihrer Mutter noch das Amulett und ging dann zu ihren Freunden zurück.
Garlan hob Hitana hoch und gemeinsam begaben sie sich zurück ins Dorf der Trevat. Dort bereiteten sie alles vor und ließen Hitana schließlich neben Navret begraben. Einige Tage später fand ein offizielles Treffen der drei Gruppen statt und sie erklärten sich bereit wieder ein Volk zu werden.
Nach einer Weile kehrten die Forscher auch wieder nach D’ni zurück. Garlan verschrieb sich dem Studium der D’ni und kehrte erst ein Jahr danach nach Navarra zurück, wo er allen von seiner Entdeckung erzählte und auch dort weiter in den Ruinen forschte.
Sharie, Luana und Menolly machten erst mal zusammen Urlaub. Dann und wann kehrten sie wieder nach Peihol zurück, um zu sehen wie die Dinge standen. In die verlorene Stadt war inzwischen auch wieder Leben eingekehrt.
Noch lange nach diesem Abenteuer würden sie sich daran erinnern und obwohl es wirklich sehr erschöpfend gewesen war, konnten sie bald wieder den Drang spüren weiter zu forschen und bestätigt zu sehen, dass das Ende noch lange nicht geschrieben war…
Ende
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
|