Das Geheimnis der verlorenen Stadt Teil 2
Wow! sagte Garlan nur. Die Halle in vollem Lichte zu sehen, enthüllte erst ihre eigentliche Pracht.
Die Säulen waren mit nach oben strebenden Wurzeln verziert, an deren Ästen kleine Beeren wuchsen. Der Boden bestand aus wunderschönen Mosaiken, die verschiedene Muster zeigten.
Die Wände schienen aus Marmor zu bestehen und die Steintafeln glänzten fast golden.
Schließlich fingen sie laut an die Inschriften zu lesen. Sharie fing mit der ersten an: Dies ist die Geschichte der Nerrimas, vom Geschlecht der Gawils. Sie waren ein großes Volk, dass über die Fähigkeit verfügte Bücher zu anderen Welten zu schreiben und sie lebten in einer prächtigen Stadt namens Marrym in einem wunderschönen Land.
Sie hatten auch Kontakt zu einem anderen großen Volk, dass sich selbst die D’ni nannte und oft waren diese bei den Nerrimas zu Besuch und teilten ihr Wissen mit ihnen. In einem waren die Nerrimas den D’ni jedoch voraus. Sie arbeiteten schon seit vielen Jahren daran, in eine höhere Existenz überzugehen, da sie fanden dass ihnen das irdische Wohl nicht mehr genügte.
Luana machte weiter: Die Nerrimas lebten auch auf einer Welt namens Peihol und als sie schließlich einen Weg gefunden hatten, sich ihren höchsten Wunsch zu erfüllen, gingen viele von ihnen in die höhere Existenz über. Ihre Geister ließen sie in den von ihnen erschaffenen Kristallwald auf Peihol einschließen.
Diejenigen, welche nicht in diesen Weg gehen wollten, blieben auf Peihol und gründeten ein neues Volk. Sie verboten sogar das Ausüben der Kunst und stiegen auf eine niedrigere Lebensweise um, da sie glaubten auf diese Weise eher das wahre Glück finden zu können. Die Bücher und Unterlagen überließen sie einer Erwählten ihres Volkes, die auch den wohl mächtigsten Gegenstand der Nerrimas in Gewahrsam nahm: Ein Medaillon mit dem die Geister aus den Kristallen befreit werden konnten, falls ihre Kraft gebraucht wurde. Außerdem stellte das Medaillon stets von selbst eine magische Verbindung zwischen der Besitzerin und ihren engsten Freunden her, so dass sich die Besitzerin auf deren Unterstützung verlassen konnte, wenn sie diese brauchte.
Jetzt war Garlan an der Reihe: Da die Nerrimas, welche sich für den Übergang entschieden hatten, bereits von der Spaltung ihres Volkes wussten, baten sie die D’ni das Erbe von Marrym zu übernehmen, indem diese einige Schutzvorrichtungen errichten sollten.
Die D’ni schrieben ein Zeitalter, dass der Heimatwelt der Nerrimas bis auf wenige kleine Details glich. In einem unterirdischen Tunnelsystem versteckten sie hinter vielen Vorrichtungen das Buch zu der richtigen Welt der Nerrimas.
Des Weiteren schrieben sie Journale, zeichneten Karten und ließen das Gerücht von einem Buch herumreichen, dessen Name „rekor oshahnin okh repahts oglahn“ war. Viele Abenteurer hatten seitdem versucht, die verlorene Stadt zu finden doch nie ist es einem von ihnen wirklich gelungen.
Die D’ni benutzten das Zeitalter für Jagden und später diente das Tunnelsystem auch als Versteck von geheimen Büchern. Dazu gehörten zum einen Bücher der Nerrimas, wo die D’ni des Öfteren hingingen und zum anderen Bücher, deren Existenz in D’ni nur unter wenigen bekannt war. Dazu gehörte auch das Buch Navarra, dass zu einer Welt führte in der sich einige D’ni niedergelassen hatten, welche mit den Zuständen in ihrem Reich nicht zufrieden gewesen waren.
Hey, das würde ja bedeuten ich bin mit den D’ni verwandt! rief Garlan, ehe er weiter las.
Im Laufe der Jahre gerieten diese Dinge jedoch alle in Vergessenheit und Richtlinien wurden nicht mehr eingehalten. So kam es, dass die D’ni das Buch zur wahren Welt der Nerrimas eines Tages einfach in einer Hütte zurückließen und das Verbindungsbuch und die Unterlagen über die falsche Welt einfach an die Hüterin unter den Peihol weitergaben.
Sharie las den Text auf der letzten Platte vor: Die Geister der aufgestiegenen Nerrimas konnten sich entgegen ihren eigenen Vermutungen weiter im Raum bewegen, doch da ihre restliche Kraft in den Kristallen blieb konnten sie nichts an ihrer Umwelt verändern und bald mussten sie feststellen wie eintönig ihr Leben nun war. Der Preis den sie für ihre Unsterblichkeit gezahlt hatten war hoch.
Noch immer erscheinen sie denen, die richtig zu sehen wissen. Und das sind solche, die dem Tod bereits ins Auge geblickt haben. Alleine die Besitzerin des Medaillons wäre in der Lage, die Geister aus ihrem Gefängnis zu befreien, doch auch dazu bedarf sie der Kraft ihrer Freunde. Dennoch sollte man sich gut überlegen, ob man die Befreiung wirklich wagen will, denn wenn man den Prophezeiungen glauben kann, erwartet die Nerrimas noch ein schlimmes Schicksal. Denn sie tragen die Bürde, welche der Schöpfer ihnen auferlegt hat…
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
|