In dieser Nacht träumte ich von ihm. Am nächsten Tag wurde mir dann mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, dass ich mich doch in ihn verliebt hatte! Es mochte noch nicht einmal viel mit dem gestrigen Abend zu tun haben. Ich vermutete, dass er mir schon länger so ging und ich es einfach nicht hatte wahrhaben wollen. Vielleicht hatte ich es sogar verdrängt. Das erschien mir jetzt seltsam. Ich hatte mich doch genau danach gesehnt und als es angefangen hatte, hatte ich es nicht mehr haben wollen!
Ich lauschte in mich hinein und befand, dass ich glücklich damit war. Tarius war genau das wonach ich so lange gesucht hatte! Ein Mann, der nicht immer so ernst war, sondern mein Leben erhellte und aufheiterte. Trotzdem war er auch klug und zuweilen sogar kreativ. Wie ganz zu Anfang, als ich Caledonia zum ersten Mal betreten hatte, stellte sich auch jetzt wieder ein Gefühl des Wohlbefindens ein. Es hatte sich angefühlt, als würde ich nach Hause kommen, nur das es ein Zuhause war, dass ich noch nicht gekannt hatte.
Jetzt jedoch kannte ich diese Welt und die Menschen hier. Letztendlich hatte ich gefunden was ich im Grunde schon immer gewollt hatte: Eine neue Familie, ein richtiges Zuhause! Ich eilte aus dem Haus zu Tarius, fiel ihm um den Hals, küsste ihn fast stürmisch und rief: „Ich liebe dich auch!“ Er grinste mich breit an und sagte: „Na, dann: Willst du mich heiraten?“
Ich wurde auf einen Schlag wieder ernst. Mit einem Mal wurde mir klar was es bedeuten würde hier zu bleiben, eine Familie zu gründen… Ich sah ihn etwas traurig an und flüsterte fast: „Noch nicht. Es gibt Dinge, dich noch geregelt werden müssen und ich bin einfach noch nicht so weit.“ Er nickte und sagte: „Das ist in Ordnung. Was macht dir denn besonders Sorgen?“
„Zum Beispiel die Frage wohin wir ziehen sollen. Ich weiß nicht, ob ich D’ni endgültig den Rücken zukehren kann.“
„Musst du das denn? Du kannst doch immer noch hin, wenn es sein muss. Außerdem: die Entscheidung überlasse ich dir! Du musst wissen, wo deine Prioritäten liegen. Ich bitte dich nur zu bedenken, dass dies hier meine Heimat ist und das ich hier Freunde und Familie habe.“
„Vielleicht lässt sich auch hier eine Zwischenlösung finden!“, meinte ich leicht augenzwinkernd.
Im Prinzip war ich mir schon kurz nach diesem Gespräch sicher gewesen, was ich tun wollte. Vielleicht war ich mir innerlich schon lange sicher gewesen, was ich in einem solchen Fall tun wollte. Zumindest wusste ich sofort was ich zu tun hatte. Ich beauftragte die Handwerker eine Hütte für Tarius und mich errichten zu lassen. Dann schrieb ich ein Verbindungsbuch in das Dorf, kehrte auf mein Relto zurück, brachte alle wichtigen Sachen nach Caledonia und kehrte dann nach D’ni zurück.
Dort sprach ich mit Meister Athelstan über fast alles was in der letzten Zeit geschehen war und erklärte ihm dann meinen Plan. Er war einverstanden und so konnten die Dinge ihren Lauf nehmen. Ich kehrte mit einem weiteren Verbindungsbuch nach Caledonia zurück. Tarius erwartete mich gespannt in der fertig gebauten Hütte und fragte kaum das ich angekommen war: „Kannst du mir jetzt vielleicht erklären, was du vorhast?“
Ich grinste und sagte: „Es gab zwei Dinge, die mir sehr wichtig waren, seitdem ich wusste dass wir zueinander gehören. Das eine ist, dass ich hier mit dir leben wollte und das andere ist, dass ich gerne die Kunst in D’ni unterrichten wollte. Tja, unser Haus steht und ich werde jetzt dreimal die Woche jeweils für die Schulstunden nach D’ni linken und danach gleich wieder zurückkommen. Also von mir aus können wir bald heiraten!“
Und so wurde aus mir, Hitana der ruhelosen Schreiberin von Welten, Hitana die geduldige Lehrerin und gute Ehefrau. Endlich hatte ich meinen inneren Frieden gefunden und war nun endlos glücklich und zufrieden!
Ende der eigenen Geschichten
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
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