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 Betreff des Beitrags: eine erschreckende Erkenntnis
BeitragVerfasst: 01.01.2006 - 15:55 
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King - Queen
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Registriert: 29.04.2005 - 12:10
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Als ich mich zu meinem Relto verband spürte ich eine innere Kälte in mir und öffnete verwundert und etwas besorgt die Augen. Bevor ich die Dinge sah hatte ich schon gewusst, dass etwas nicht in Ordnung war. In dem Zimmer war es dunkel und ein Fenster stand offen. Draußen wehte der Wind und feiner Regen kam vom Himmel. Erschrocken sah ich mich um: Alle Bücher waren aus meinem Regal herausgenommen und überall verstreut worden; manche standen offen und die Seiten wurden von dem Wind umgeblättert. Die Papiere mit Entwürfen von Welten lagen in einem ziemlichen Durcheinander auf dem Schreibtisch verstreut. Der Regen wurde stärker und Donner und Blitz kamen hinzu. Im Licht eines Blitzes sah alles noch schrecklicher und irgendwie unwirklich aus. Mein Blick fiel dabei auf das Buch Shoriva, dass auf der Buchfensterseite geöffnet ein paar Schritte von mir entfernt lag. Das Bild sah anders aus als sonst. Ich stürzte darauf und schaute es genauer an. Das Fenster zeigte eine düstere, chaotische Welt und die Verbindung schien nicht stabil zu sein. Ich blätterte es durch und sah, dass einige Sätze geändert worden waren. Die Schrift war unsauber und die Worte machten überhaupt keinen Sinn. Kopfschüttelnd und stirnrunzelnd ging ich erst mal ans Fenster und schloss es. Dann ging ich an den Schreibtisch zurück und entdeckte in dem Durcheinander von Papieren auch mein Rehevkor, in dem die Schrift für die Kunst stand.
Am Anfang meiner Schreiberlaufbahn hatte ich es noch gebraucht, um bestimmte Buchstaben nachzuschlagen. Jetzt hatte ich das nicht mehr nötig, aber aufgehoben hatte ich es trotzdem. Wer konnte es benutzt und meine Welten versehentlich oder absichtlich verändert haben? Mit Trauer und Schockierung erkannte ich, dass es nur eine Person sein konnte: Nehemiah. Er war der Einzige, der wusste wo die Verbindungsbücher in den Welten lagen und somit Zugang zu meinem Relto hatte. Hatte ich ihn falsch eingeschätzt oder hatte der Gedanke von Macht ihn zu einem anderen Menschen gemacht? War meine Menschenkenntnis so schlecht? Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und beschloss nach D’ni zu gehen und Meister Athelstan um Rat zu fragen.
Als ich ihm von meinem Fund und meinen Vermutungen erzählt hatte, sah er mich finster an und sagte: „Hitana, ich bin sehr enttäuscht von dir. Wie oft habe ich euch gelehrt, dass man mit dem Versuch anderen Völkern die Kunst beizubringen, sehr vorsichtig sein muss. Du hättest mir erzählen sollen, dass du ihm die Kunst beibringen wolltest. Ich hätte ihn mir genau angeschaut und entschieden ob er die Kunst lernen soll. Jetzt hat er seinen eigenen Versuch gemacht, weil er nicht mehr warten und die Macht ausprobieren wollte, die man erlangt, doch er hatte keinen Erfolg. Wer weiß was er jetzt macht? Vielleicht hat er nur eine Welt in Gefahr gebracht, aber du musst ihn unbedingt finden und von allem abhalten, was er vorhat. Rette Shoriva so gut es geht, aber sei vorsichtig wenn du dahin reist. Versichere dich zuerst, ob die Verbindung sicher ist. Dann musst du diesen Nehemiah finden. Es bleibt dir überlassen, was du mit ihm machst, aber bestrafen musst du ihn auf jeden Fall. Vielleicht kannst du ihn lehren sich zu bessern. Shoriva in solch einem Zustand zu sehen muss für dich schon eine große Strafe sein, aber wenn du mit allem fertig bist, musst du wieder hierher kommen und dich dem Rat stellen. Ich habe dir einmal einen Fehler durchgehen lassen, aber diesmal liegt die Schuld allein bei dir. Und nun geh und tu, was getan werden muss!“
Die Worte von Athelstan hallten noch in meinem Kopf nach, als ich wieder zurück in meinem Relto war und mich an das Buch Shoriva setzte, um diese Welt vor dem Untergang zu retten. In der Schule hatten wir einmal mit gefährdeten Welten gearbeitet, indem wir die Fehler wieder ausbessern sollten. Natürlich waren alle diese Welten wertlose Versuche unsererseits und wir sollten herausfinden, was wir machen mussten, damit sie stabil und ungefährlich wurden. Am Anfang waren viele Welten entgültig untergegangen, aber später waren sie stabile und sichere Welten geworden. Jetzt konnte ich dieses gelernte und praktizierte Wissen anwenden. Nach zwei Wochen mit vielen Versuchen, Tests und Messungen war ich mir sicher, dass ich Shoriva wieder betreten konnte, zog aber trotzdem Sicherheitskleidung an und verband mich dann. Vom Aussehen her hatte die Welt nicht sehr gelitten und alles schien in Ordnung zu sein. Ich machte einen großen Rundgang und schaute auch nach dem kleinen Bergdorf. Hier erwartete mich ein schlimmer Schock: Das Dorf stand nicht mehr. Nur verkohlte Holzreste waren übriggeblieben und Menschen waren nicht mehr zu sehen. Sie waren wahrscheinlich alle tot, aber nicht gestorben durch das Ungleichgewicht in der Welt, welches Nehemiah geschaffen hatte, sondern durch einen gezielten Anschlag auf das Dorf. Wahrscheinlich war er hierher gekommen, nachdem die Veränderung der Welt nicht das erstrebte Ergebnis der Zerstörung des Dorfes ergeben hatte und hatte das Dorf in der Nacht als alle schliefen angezündet. Wut brannte in mir auf. Er hatte diese Menschen nie leiden können und sie nur getötet, weil sie seiner nicht würdig waren. Traurig verließ ich die Welt wieder und beschloss das Buch Shoriva zu verbrennen. Ohne seine Bewohner hatte es keine Seele und die Schönheit konnte die Bitterkeit nicht überbieten. Tränen standen mir in den Augen als ich zusah wie meine erste Welt in den Flammen meines Kaminfeuers aufging. Dann wandte ich mich schnell ab und schaute die anderen Bücher durch. Keines von ihnen war beschädigt; wahrscheinlich hatte Nehemiah seine Versuche die Kunst auf eigene Faust zu lernen aufgegeben. Ich nahm das nächstbeste und verband mich nach Jenani. Ich streifte durch die Dschungelwelt und eine gewisse Ahnung leitete mich zu dem Urvolk, dass hier lebte. Dort begrüßte man mich überschwänglich und bedeutete mir, dass mein Begleiter vor einiger Zeit hier gewesen sei und versucht habe, den Ältesten zu stürzen und sich selbst zum Herrscher und Gott zu machen. Doch die Männer hatten sich zur Wehr gesetzt, weil sie sein herrisches Gehabe nicht mochten und hatten ihn fortgejagt. So verließ ich sie wieder und suchte weiter. Nur nach Meygana ging ich nicht, weil ich mich dann den Fragen der Familie Nehemiahs stellen musste. Ratlos und müde kehrte ich von der Reise nach Tugola zurück zu meinem Relto und erschrak ziemlich, als ich plötzlich Nehemiah dort sah, der mir den Rücken zuwandte und sich über ein Buch beugte. Er wollte sich gerade verbinden, da zog ich meinen Dolch und sprang ihn von hinten an. Überrascht schaffte er es nicht mich abzuschütteln und ich warf ihn zu Boden und hielt ihm den Dolch an die Kehle. Mit großen Augen starrte er mich an und keuchte. „Hitana, was soll denn das?! Willst du mich umbringen?“ „Nein, aber du offenbar unschuldige Menschen, die deiner nicht würdig sind!“ „Ha! Hast du tatsächlich geglaubt, ich würde mich weiter mit diesen unwürdigen Geschöpfen abgeben! Ich musste es tun!“ „Wozu? Damit du glücklich bist?! Damit du herauslassen kannst, was du in deiner Heimat nicht darfst? Du bist gegen die Gleichstellung der Menschen, habe ich Recht? Und das lässt du an den Menschen anderer Welten aus!“ „Du hättest es besser wissen müssen, Hitana. Hat man dich nicht gelehrt niemandem zu trauen? Deine Gefühle mir gegenüber haben dich blind gemacht. Und nachdem du mir von der Kunst und ihrer Macht erzählt hast, habe ich die Gunst der Stunde ausgenutzt und mich freundlich benommen, obwohl ich im Hinterkopf nur einen Plan hatte: Meine eigene Welt schreiben, wo ich König über mein eigenes Reich sein konnte. Ich startete einen ersten Versuch, der mir möglicherweise auch die Chance bot, die unwürdigen Bewohner von Shoriva zu vernichten. Leider hat es nicht geklappt und so musste ich selbst Hand anlegen. Ich hatte gehofft, dass du zurückkommst und dich dann gebeten mir die Kunst beizubringen, um dann endlich meinen Traum zu verwirklichen. Was hast du jetzt mit mir vor?“ „Am liebsten würde ich dich töten, weil du unschuldige Menschen getötet hast. Stattdessen werde ich dich wieder nach Meygana bringen und das Verbindungsbuch zurück in mein Relto so benutzen, dass es ins Feuer fällt und damit jeden Zugang unmöglich macht. Es wird Strafe genug für dich sein in dieser Welt gefangen zu sein, die jeden Menschen als gleich ansieht. Du wirst nie die Macht bekommen, die Leute so zu beherrschen wie du es willst, denn jeder wird sich gegen dich stellen, wenn du deine Pläne verwirklichen willst.“ Er sah mich zornig, aber auch verzweifelt an. Ich zog ihn hoch und sagte: „Denk nicht daran zu fliehen, denn dann werden ich es mir vielleicht anders überlegen und dich doch töten!“ Ich hielt ihn in festem Griff, nahm das Buch Meygana auf und verband mich mit ihm zusammen dahin. Dort führte ich ihn zu seiner Familie, die ihn alle sofort umschwärmten und sagte ich müsste gleich wieder gehen. Er konnte nicht weg, weil die anderen ihn alle aufhielten. Wir warfen einander noch einmal glühend wütende Blicke zu, dann ging ich schnell weg.
In der Nähe der Stelle wo das Verbindungsbuch lag machte ich ein Feuer, stellte mich mit dem Buch in der Hand, dass ich direkt über die Flammen hielt hin und verband mich. Das Buch fiel in das Feuer und verbrannte. In meinem Relto angekommen verbrannte ich auch das andere Verbindungsbuch und das beschreibende Buch nach Meygana. Dann fiel ich voller Zorn auf mich und die Welt auf mein Bett und weinte mich in den Schlaf.

Mit einem unguten Gefühl kehrte ich nach D’ni zurück und stellte mich dem Rat. Ich musste alles darlegen und genau erklären und zum Ende hin bekannte ich mich schuldig im Sinne der Anklage. Der Rat zog sich zu seinen Beratungen zurück und Athelstan kam zu mir. „Es tut mir wirklich leid, Hitana. Ich weiß du bist auch nur ein Mensch, aber wenn dieser schon im Voraus lernt niemandem zu trauen, warum macht er dann trotzdem so einen Fehler?“ „Man kann den Menschen erzählen was man will, aber ob sie darauf hören ist eine andere Sache.“, sagte ich düster. Athelstan nickte und wir warteten schweigend auf das Ergebnis der Verhandlungen. Die Ratsmitglieder erschienen und verkündeten ihr Urteil. „Hitana hat sich als schuldig im Sinne der Anklage erklärt und damit Einsichtigkeit gezeigt. Aus diesem Grund wirkt sich unser Urteil strafmildernd aus. Zu ihrem eigenen Besten werden wir ihr ihre Schreiberlizenz für ein Jahr entziehen. In diesem Jahr soll sie wieder ihre Forschertätigkeit aufnehmen und etwas mehr für das weitere Leben lernen. Solange wird sie keinen Zugang zu jeglichen Schreibermaterialien haben. Ihre Welten darf sie aber weiter besuchen.“ Athelstan klopfte mir ermutigend auf die Schulter und sagte: „Na bitte, nur ein Jahr. Du hast wirklich noch einmal Glück gehabt!“ Ich jedoch senkte traurig den Kopf und verließ D’ni bald wieder um meine Sachen zu holen und wieder in die Stadt zu ziehen, denn auch mein Relto war kein schöner Ort mehr für mich. Einige Tage lang blieb ich zu Hause und starrte nachdenklich vor mich hin, dann entschied ich mich dort weiterzumachen, wo ich einst aufgehört hatte: als Forscherin auf der Suche nach Geheimnissen, die gelüftet werden sollten...


Hier enden die eigenen Geschichten fürs erste. Ich werde mich jetzt etwas mehr auf das RPG schreiben konzentrieren. Natürlich bedeutet dies nicht das Ende für die eigenen Geschichten- es ist nur eine kreative Pause!

_________________
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet

Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)


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