Atiana ging sofort wieder nach Feora. Es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein, dass sie hier gewesen war. Die Verhandlungen hatten tatsächlich fast einen Monat gedauert. Sie lächelte vor sich hin. Alles war gut gegangen und jetzt war sie hier, wo sie hingehörte! Erleichterung und Fröhlichkeit kamen über sie und sie tanzte leicht durch den Wald, den sie inzwischen so gut kannte und berührte die Pflanzen, wie um sicherzugehen das dies alles real war.
Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie dies alles vermisst hatte und wie sehr sie es liebte hier zu leben. Sie bereute nichts von dem was sie getan hatte und sah selbst in den Geschehnissen der letzen Wochen etwas Gutes: Sie hatte erst in dieser Situation gemerkt, wie sehr ihr dies alles fehlte und wie stark sie daran hing!
Endlich war sie beim Dorf angekommen – sie hatte das Verbindungsbuch damals extra an einem etwas weiter vom Dorf entfernten Ort geschrieben – und wurde von allen fröhlich begrüßt. Jemand rief nach Thalan, der kurze Zeit später aus ihrer gemeinsamen Hütte trat und erst mal fassungslos stehen blieb. Auch Atiana blieb stehen, drehte sich einmal um sich selbst, um alles in sich aufzunehmen, rannte dann auf Thalan zu und fiel ihm in die Arme. Überglücklich küssten und drückten sie sich.
Atiana löste sich lächelnd wieder von ihm und sagte: „Pass auf das du mich nicht erdrückst, sonst passiert dem Kind noch etwas!“ Thalan sah sie überrascht und dann verstehend an, lächelte übers ganze Gesicht und küsste sie wieder. „Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht! Du hast doch gesagt, dass du nicht lange weg sein würdest! Was ist geschehen?!“, fragte er neugierig.
„Das werde ich dir später erzählen! Jetzt muss ich erstmal was essen, ich habe einen Mordshunger auf Asopar!“ Thalan lachte, da er wusste, dass dies Atianas Lieblingsgericht der Feorin war. Er führte sie in ihre Hütte und übernahm fürsorglich das Kochen, weil Atiana sich nach seiner Meinung ausruhen sollte. Diese grinste und meinte: „Na so weit bin ich nun auch wieder nicht! Aber bitte, versuch dein Glück! Ich hoffe nur du lässt nichts anbrennen!“
Beide lachten herzlich. Es schien als ob sich ein dunkler Schleier von Atiana hob. Hier war sie glücklich, hier war sie frei, hier war sie zu Hause! Während der Nächte dachte sie allerdings oft an Tyrrus und Demnar und fragte sich wie es ihnen ergehen mochte. Sie bedauerte es auch, dass das Buch Andara ihr einziges sein würde.
Atiana verrichtete die typischen Arbeiten einer Frau in Feora und bereitete alles in der Hütte auf das neue Familienmitglied vor. Inzwischen war ihre Konstitution durch die harte Arbeit stärker geworden und so konnte sie noch lange Zeit viele Dinge machen, bis sie spürte, dass es nicht mehr ging. Sie musste sich öfter ausruhen, nicht nur zu ihrem eigenen Wohl, sondern auch zu dem des Kindes. Zum Glück war Thalan bereit alles für sie zu tun und an der Art wie er sie umsorgte erkannte sie, dass er ein wunderbarer Vater werden würde.
Schließlich brachte Atiana einen kräftigen, gesunden Jungen zur Welt, den sie Tyrrus nannte. Er war ein aufgeweckter kleiner Bursche, der leicht zu pflegen und sehr fröhlich war. Atiana liebte es Mutter zu sein, da sich ihre Einstellung gegenüber einem Familienleben inzwischen geändert hatte, doch es gelang ihr nicht ein zweites Mal schwanger zu werden. Thalan fand das nicht weiter schlimm, er liebte den kleinen Tyrrus über alles und war sehr glücklich.
Als der kleine Tyrrus alt genug war um Fragen zu stellen, wollte er von Atiana etwas über ihre ursprüngliche Heimat wissen. Das kam davon, dass er gemerkt hatte, dass er etwas anders als andere Feorin war und wusste, dass Atiana nicht von hier war.
Und so begann Atiana ihre Geschichte zu erzählen, wodurch sie bald zu einer der besten Geschichtenerzähler in Feora wurde. Die Geschichte machte im ganzen Dorf die Runde und wurde somit eine neue Geschichte für die Feorin.
Sie nannten die Geschichte „Atiana von den D’ni“ und schmückten sie sehr aus. Atianas Version war natürlich die beste, aber sie selbst nannte sie „Das Buch Andara“ und es wurde eine der besten Geschichten in Feora.
[align=center]Ende[/align]
Nachwort
Für alle die es interessiert, schildere ich hier noch kurz was mit den anderen wichtigen Figuren dieser Geschichte passiert ist und wie es mit Atiana weiter ging. Danach werde ich noch ein paar Worte an die werte Leserschaft richten.
Tyrrus starb nur wenige Jahre nachdem er D’ni verlassen musste auf Faerin. Er hatte kaum noch seine Hütte verlassen können, da er sehr krank war, ist aber dennoch sehr alt geworden.
Demnar starb kurze Zeit vor Tyrrus bei einem Unfall auf Gorean. Er war noch relativ jung gewesen.
Teyla heiratete kurze Zeit nachdem Atiana D’ni verlassen hatte einen Mann von den Tintenmachern. Die Ehe war zur Hälfte arrangiert, da eine Verbindung zwischen Buchmachern und Tintenmachern äußerst gut für die Eltern war. Sie führte ein glückliches Leben.
Deliron und Chanya verloren sehr stark an Ansehen und Deliron wurde seiner Gilde verwiesen. Da Chanya in ihrem Alter keine Kinder mehr bekommen konnte, blieben sie ohne einen Nachkommen, der die Dinge wieder in Ordnung hätte bringen können. Sie starben beide recht früh aufgrund ihrer Sorgen und Nöte.
Die Bücher von Tyrrus und Atiana wurden in das Geheimarchiv auf einem kleinen Zeitalter gebracht, dessen Buch eines Tages verbrannt wurde, da das Geheimarchiv nicht mehr gebraucht wurde.
Thalans Eltern starben als der kleine Tyrrus zehn Jahre alt war. Sie waren recht alt geworden und alle waren sehr traurig gewesen. Dies war die erste Beerdigung nach feorischer Art, bei der Atiana dabei war.
Serman starb nur kurze Zeit nach Thalans Eltern und sein Sohn Vecklar wurde der neue Herr von Feora. Er war dem Dorf ein ebenso guter Herr wie Serman.
Thalan starb nicht lange nachdem sein Sohn Tyrrus selbst Großvater geworden war. Thalan wurde mit 100 Jahren der neue älteste Feorin.
Tyrrus und alle seine Nachfahren lebten aufgrund ihres D’niblutes länger als alle anderen Feorin und auch einige andere der typischen Merkmale der D’ni blieben ihnen.
Atiana hatte es nicht einfach nach Thalans Tod. Alleine ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und ihre Enkel und Urenkel lenkten sie ab und gaben ihr neuen Lebensmut. Sie hatte noch so unglaublich viel Zeit vor sich, die sie gut zu nutzen wusste. Sie sah noch viele Generationen kommen und gehen und sah oft mit Wehmut auf frühere Zeiten zurück und erwartete mit Sehnsucht die Wiedervereinigung mit ihrem Liebsten in der anderen Welt.
Schließlich starb auch sie im Alter von 279 Jahren und bekam neben Thalan ein Ehrengrab. Ihre Geschichte blieb ein Klassiker an den Lagerfeuern und auch in D’ni erinnerten sich noch lange Zeit nach den Verhandlungen einige Leute an die mutige Frau, die es gewagt hatte sich aufzulehnen und zumindest einen Teilerfolg verbucht hatte.
Werter Leser! Das Buch Andara wird nun hier geschlossen. Ich hoffe, dass euch die Geschichte der jungen Atiana gefallen hat. Ich danke euch allen für eure Unterstützung – und wenn sie teilweise auch nur kam, indem ihr es gelesen habt.
Diese Geschichte hat mir wirklich viel Spaß bereitet und ich kann euch garantieren, dass dies nicht die Letzte sein wird. Ich arbeite bereits seit einiger Zeit an einer neuen Idee und vielleicht wird auch sie bald umgesetzt werden und an euch weitergeleitet werden.
Eine Geschichte ist zu Ende, doch für mich heißt das gleichzeitig auch, dass eine neue beginnen kann; getreu dem Motto:
Das Ende ist noch nicht geschrieben!
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
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