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 Betreff des Beitrags: Das Buch Faresh
BeitragVerfasst: 18.03.2007 - 09:36 
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Hunderte Gesichter strahlten ihm entgegen. So fühlte er sich wohl. Alleine auf der Bühne, die ganze Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Die Konzerthalle von Ae’Gura…ein wundervoller Ort um die Meisterwerke der Musik an die anderen Menschen hier weiterzugeben. Er dachte daran, wie sie im Foyer gewartet hatten. Ungeduldig hatten sie wahrscheinlich immer wieder zu den Eingängen geschaut. Dann hatten sie sich wieder umgewendet und den Blick auf den Hafen und den Kerathbogen genossen.

Die Erwartung lag spürbar in der Luft. Die Musik hatte einen großen Stellenwert und die hohen Bürger kamen oft hierher, um sie zu genießen. Andere, die sich dies nicht leisten konnten, standen jetzt wahrscheinlich unten an der Fähre, wo man auch der Musik lauschen konnte. Obwohl die Gilde der Musiker zu den niederen Gilden in D’ni gehörte, war Musik etwas sehr wichtiges hier.

Er hob sein Instrument und gab damit dem Orchester das vereinbarte Zeichen. Er war der große Solist und das Orchester seine Begleitung. Vollständige Ruhe kehrte in die Halle ein.
Er atmete tief durch, schloss die Augen, führte die Oboe an die Lippen und fing an. Er entlockte seinem Instrument die schönsten Töne und obwohl er nie seine Augen öffnete, bevor er aufhörte, wusste er genau das er es wieder geschafft hatte: Er hatte die Menschen bewegt und ihnen einen wahren Ohrengenuss bereitet.

Schließlich war er fertig und öffnete die Augen. Kaum waren die letzen Töne verklungen, ertönte ein großer Applaus und alle standen auf und jubelten über die großartige Vorstellung. Er liebte diesen Moment und er würde ihn niemals mit jemandem teilen wollen oder zulassen, dass jemand anders hier stand. Er hatte einen langen, steinigen Weg hinter sich und hatte viele Dinge tun müssen, um hierher zu kommen und das würde er sich nicht mehr nehmen lassen.

Langsam ebbte der Applaus ab und die Leute entfernten sich und auch er ging in den hinteren Bereich der Bühne um sich umzuziehen. Während er sich des Festumhangs und all dem anderen Prunk entledigte, summte er leise eine Melodie vor sich hin. Vielleicht konnte er sie sogar für sein neues Werk benutzen? Als er fertig war ging er noch einmal zurück auf die Bühne.

Dies war eine eigenartige Angewohnheit von ihm. Er ließ seinen Blick durch die leere Halle schweifen und rief sich das Konzert noch einmal in Erinnerung. Er atmete die Luft dieses großartigen Ortes tief ein und lächelte still vor sich hin. Er war an dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt und genoss dies mit allen Sinnen. Er besaß große Reichtümer für einen Mann aus einer niederen Gilde und war berühmt.

Das Licht war bereits so weit heruntergedreht worden, dass es jetzt nur noch schwach leuchtete. Ohne dass er es merkte, stahl sich eine Gestalt aus dem Schatten hinter der Bühne und schlich leise zu ihm. Plötzlich lag eine kalte Hand auf seinem Mund und eine andere Hand hielt ihm einen Dolch an die Kehle. Entsetzt versuchte er sich zu entwinden, doch die Person hinter ihm hielt ihn in einem eisernen Griff. „Ihr habt heute euer letztes Konzert gespielt, Meister Faresh!“, flüsterte die Person ihm mit rauer Stimme ins Ohr. Dann umfing Faresh die ewige Dunkelheit…

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BeitragVerfasst: 23.03.2007 - 17:57 
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Gildenmeister Teshan starrte, genau wie die vielen Besucher des Konzerts vom berühmten Meister Faresh es gestern getan hatten, durch die Fensterfront des Konzerthallenfoyers auf den Hafen von D’ni. Er wartete darauf, dass sein Team erschien. Die Nachricht vom furchtbaren Tod von Meister Faresh hatte die Polizei sehr plötzlich erreicht und Teshan war der einzige gewesen, der es schnell hierher geschafft hatte. Ein Mann aus der Gilde der Musiker, der für die Versorgung der Musiker bevor, während und nach ihren Auftritten zuständig war, hatte heute Morgen Faresh tot auf der Bühne vorgefunden und sofort die Polizei verständigt.

Schnell war ein Ermittlungsteam zusammengestellt worden, doch die meisten mussten erst durch die Boten darüber verständigt werden. Teshan war aber heute schon früh im Gildenhaus gewesen, weil er sich darauf hatte vorbereiten wollen, dass heute neue Männer von der Gilde der Bewahrer kommen würden, um die Polizei zu verstärken. Diese hatten gerade ihren Abschluss gemacht und sollten von ihm in ihre Arbeit als Polizisten eingewiesen werden.

Nun hatte ein anderer Gildenmeister diese Aufgabe übernommen, da Teshan in das Ermittlungsteam einberufen worden war. Er wurde wegen seinem hohen analytischen Talent geschätzt und darum war die Wahl sofort auf ihn gefallen. Darum hatte er sich auch sofort zur Konzerthalle begeben können, doch der Rest seines Teams ließ auf sich warten.

Teshan war nicht gerade in guter Stimmung. Obwohl es für ihn natürlich eine große Ehre war diesen furchtbaren Fall aufzuklären, war er nicht besonders gut gelaunt. Hätte er es sich aussuchen können, hätte er lieber den Fall eines toten Kartografen oder so aufklären wollen, da er die Musiker überhaupt nicht leiden konnte. Er fand sie überheblich, egoistisch und zu leidenschaftlich.

Trotz alledem hatte er schon einmal von Faresh gehört. Die Menschen waren voll des Lobes über ihn gewesen, doch offensichtlich hatte sein Leben auch Schattenseiten gehabt. Der Mann, der ihnen die Nachricht überbracht hatte, hatte gesagt das Faresh einen Dolch in der Hand gehabt hatte. Hatte er also Selbstmord begangen?

Teshan wusste es nicht und eigentlich interessierte es ihn auch nicht besonders, aber es war nun einmal seine Pflicht sich darum zu kümmern. Als er die ersten Mitglieder seines Teams kommen sah, straffte er sich, begrüßte sie und ging mit ihnen in die Halle. Er hatte nicht vorher hinein gehen können, da nur die Mitglieder seines Teams die Spuren zu sichern wussten. Natürlich wusste er auch worauf er achten musste, aber er war mehr für eine gerechte Verteilung der Aufgaben.

Obwohl die Konzerthalle riesig war, viel ihnen der Tote sofort ins Auge. Eine große Blutlache hatte sich unter dem Körper gebildet, der mitten auf der Bühne lag. „Was für ein Abgang!“, murmelte Teshan und ließ seine Leute ausschwärmen, um nach Spuren zu suchen. Er selbst ging zur Bühne, um sich den Toten näher anzusehen. Er zog seine Handschuhe an und beugte sich über die Leiche.

Er drehte sie vorsichtig um und schaute sich Faresh an. Ein Ausdruck von Schmerz war auf seinem Gesicht zu sehen. In der rechten Hand hielt er tatsächlich den Dolch, an dem Blut klebte. Alles schien auf Selbstmord hinzudeuten. Das bedeutete Faresh hatte sich selbst die Kehle durchgeschnitten und war dann wahrscheinlich qualvoll verblutet. Doch dazu würden die Heiler mehr in Erfahrung bringen müssen.

Teshan drehte die Leiche wieder um und machte eine schnelle Skizze von dem Tatort. Dazu schrieb er noch einige Notizen. Dann sah er sich um: Die anderen Mitglieder des Teams hatten der Halle nichts weiter gefunden und fragten jetzt, ob sie sich einmal den Teil hinter der Bühne anschauen sollten. Teshan nickte und folgte ihnen. Er winkte einen von seinen Leuten zu sich und sagte ihm, er solle den Mann herbringen, der ihnen heute Morgen die Nachricht überbracht hatte. Seine erste Befragung konnte Teshan genauso gut hier machen.

Während der Mann weg war, um den Gildenmann der Musiker zu holen, schauten sich die anderen in der Garderobe um. An Fareshs Platz fanden sie keinen Abschiedsbrief, der seinen Selbstmord erklärt hätte, aber noch war ja nichts sicher. Auch die anderen Utensilien in seiner Garderobe wiesen keine ungewöhnlichen Dinge auf. Für Teshan schien es immer wahrscheinlicher, dass Faresh möglicherweise verrückt geworden war und sich einfach ohne Grund umgebracht hatte.

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BeitragVerfasst: 30.03.2007 - 13:45 
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Schließlich erschien der Gildenmann der Musiker und Teshan setzte sich zuerst mit ihm in die Garderobe. „Ich bin mir sicher, dass Ihr noch immer schockiert seid und daher möchte ich euch hauptsächlich um eins bitten: Schildert noch einmal ganz genau, wie ihr die Leiche heute Morgen gefunden habt!“

Der Mann nickte unsicher und begann. „Ich bin nur ein Gildenmann von unterer Klasse, der sich darum gekümmert hat, dass es den Künstlern an nichts fehlte. Ich war gestern natürlich noch hier nachdem Faresh sein großartiges Konzert hatte und habe ihm geholfen. Als er sich dann seine normalen Sachen angezogen hatte, sagte er zu mir dass ich nach Hause gehen dürfte, da er mich heute nicht mehr brauche. Ich fragte ihn, ob er denn nicht auch jetzt gehen würde und er lächelte nur seltsam und sagte, dass er sich noch einmal von der Halle verabschieden wollte.

Am Morgen vor dem nächsten Konzert gehe ich immer in die Garderobe und bereite alles für die Künstler des Abends vor. Ich ging auf die Bühne, um dort die Dekoration zu ändern und fand Faresh. Ich habe ihn nur solange angestarrt dass ich sehen konnte, dass er tot war und einen Dolch in der Hand hatte. Dann bin ich so schnell wie möglich zum Gildenhaus der Bewahrer gerannt und dort dann zu den Polizisten.“

„Ihr habt gerade gesagt, dass Faresh meinte er wolle sich von der Halle verabschieden. Hat er dies tatsächlich wortwörtlich so gesagt und was hat es eurer Meinung nach zu bedeuten? Ich meine, dass klingt ein wenig als hätte er geplant Selbstmord zu begehen!“

„Selbstmord!? Nein, dass hätte Faresh nie getan! Er liebte sein Leben, so wie es war – jedenfalls soweit ich weiß. Er hat wirklich wortwörtlich gesagt, dass er sich vom Saal verabschieden wolle, doch ich kenne diese Angewohnheit von ihm! Er ging jedes Mal nach einem Konzert noch einmal auf die Bühne, wenn alles leer war und „verabschiedete“ sich. Ich weiß nicht warum er es machte. Ich weiß sowieso nicht allzu viel über ihn, außer dass was man sich so in unseren Kreisen über ihn erzählt.“

„Dann war es also eurer Meinung nach Mord? Wüsstet ihr denn auch einen Grund, warum jemand ihn umgebracht haben sollte?“ Teshan sah den Gildenmann eindringlich an. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es auszusehen, als ob dieser Mann zögerte, doch dann sprach er weiter.

„Nun, selbstverständlich gibt es unter den Musikern Konkurrenzkämpfe. Jeder große Musiker wünscht sich solch eine Anerkennung zu bekommen, wie Faresh sie bekam, doch was den Mord betrifft…Ich glaube nicht, dass einer unserer Leute dazu fähig gewesen wäre. Obwohl manche ihn vielleicht beneideten, hätten sie ihn niemals umgebracht.“

„Was soll dann geschehen sein, hmm?! Zum einen sagt ihr, dass er sich nicht selbst umgebracht hat und zum anderen sagt ihr, dass niemand aus der Gilde der Musiker dazu fähig gewesen wäre ihn umzubringen. Verstrickt ihr euch nicht da ein wenig in euren Aussagen?!“

„Aber überhaupt nicht, mein Herr! Faresh könnte auch von einem Mitglied einer anderen Gilde umgebracht worden sein. Außerdem bin ich wie gesagt nicht besonders gut informiert. Was ich zu hören bekomme mögen nur Gerüchte sein und Faresh habe ich auch nicht richtig gekannt.“

„Wenn ihr Faresh nicht richtig gekannt habt, wie könnt ihr dann so sicher sein, dass er nicht Selbstmord begangen hat? Und noch etwas: Warum sollte ein Mitglied einer anderen Gilde den Grund dazu gehabt haben, ihn umzubringen?“

„Durch die Dinge, die ich über Faresh gehört habe, kann ich denke ich sagen, dass er nicht Selbstmord begangen hat. Warum ein Mitglied einer anderen Gilde ihn umgebracht haben sollte, weiß ich auch nicht. Ich weiß ja nicht, ob mehr hinter Faresh steckte als das was man sich über ihn erzählte.“

„Natürlich nicht…Und wie Ihr ja bereits selbst gesagt habt, mag an den Dingen die man sich über ihn erzählte auch etwas nicht stimmen. Nun, ihr habt mir sehr geholfen. Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Es ist möglich, dass ich euch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufsuchen muss. Ist das in Ordnung für euch?“

„Ja, selbstverständlich. Es würde mir eine Ehre sein, euch – in welcher Weise auch immer – bei euren Ermittlungen zu helfen. Ich werde wohl erst dann wieder ruhig schlafen, wenn ihr diesen schrecklichen Fall aufgeklärt habt!“

Teshan nickte und entließ den Gildenmann. Er ließ jemanden loslaufen, um Leute von der Gilde der Heiler herzubringen, die sich vorerst des Leichnams annehmen würden, entließ die anderen Leute aus seinem Team, ging zurück in die Halle, setzte sich auf einen der Sitze und wartete auf die Ankunft der Heiler. Gedankenvoll starrte er vor sich hin und ging das Gespräch noch einmal durch. Ihn beschlich die dunkle Vorahnung, dass dieser Fall vielleicht doch komplizierter werden würde, als er zuerst gedacht hatte…

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BeitragVerfasst: 06.04.2007 - 08:14 
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Die Heiler erschienen eine halbe Stunde später, legten die Leiche vorsichtig auf eine Bahre und deckten sie zu. Dann gingen sie – begleitet von der Stadtwache – zum Gildenhaus, wo sie den Leichnam untersuchen würden. Teshan sprach nur kurz mit ihnen und verließ dann die Konzerthalle.

Im Gildenhaus der Bewahrer schrieb er noch schnell einen Bericht, ehe er nach Hause ging. Dort wurde seine Stimmung nur noch mehr getrübt. Seine Ehe lag schon lange in Scherben und er hatte keinen Sohn, auf den er stolz sein konnte. Er war jetzt seit 20 Jahren mit Shama verheiratet und wünschte sich sehr oft sich scheiden lassen zu können. Doch das Versprechen, dass sie einst geleistet hatten mussten sie einhalten. Sie gingen sich so gut wie möglich aus dem Weg und kamen auf diese Weise ganz gut zurecht.

Teshans Tochter Habiya war gegen seinen Willen der Gilde der Schauspieler beigetreten und spielte in einer mittelmäßigen Gruppe mittelmäßige Stücke. Er hatte sie trotz alledem nicht verbannt, da es ihn inzwischen recht wenig kümmerte was sie tat. Auch sie gingen sich aus dem Weg, seit sie sich wegen Habiyas Entscheidung zerstritten hatten. Teshan fragte sich manchmal, warum er eigentlich überhaupt noch nach Hause ging.

In letzter Zeit war er oft in einem der guten Gasthäuser gewesen und hatte sich mit Kollegen getroffen und so manches Gläschen getrunken. Doch im Moment wollte er einen klaren Kopf bewahren. Obwohl sich ein Teil seiner Mentalität dagegen sträubte, begann er im Kopf bereits die bisherigen Fakten des Falles durchzugehen und zu überlegen was er als nächstes tun sollte.

Er kam zu dem Schluss, dass er wohl oder übel zum Gildenhaus der Musiker musste, um dort mehr über Faresh in Erfahrung zu bringen. Außerdem musste er zu Fareshs Familie, um zu sehen wie Faresh privat war. So furchtbar dies auch war, aber er würde sich ziemlich stark mit Faresh auseinandersetzen müssen, um herauszubekommen warum er gestorben war.

Er schlief wie so oft in seinem Sessel ein und erwachte am nächsten Morgen mit schmerzenden Gliedern. Eine ordentliche Streckung half ihm einigermaßen. Dann verlieh er sich noch schnell ein würdevolles Aussehen und machte sich auf den Weg zum Gildenhaus. Auf seinem Schreibtisch lag bereits der Bericht der Heiler, die Faresh offenbar noch gestern Abend untersucht hatten.

Es gab nicht viel zu lesen: „Tod durch Verbluten infolge eines tiefen Einschnitts in die Kehle. Ungefährer Todeszeitpunkte etwa um Mitternacht. Keine Gewaltanwendung von außen.“ Teshan nickte und überlegte sich, wo er anfangen sollte. Zu diesem Zeitpunkt sollte er wahrscheinlich noch nicht zu Fareshs Familie gehen, da sie sicher noch zu sehr unter Schock standen.

Also würde er genau dorthin gehen müssen, wo er am allerwenigsten hinwollte: Ins Gildenhaus der Musiker! Er seufzte und begab sich zum Großmeister, von dem er die Erlaubnis brauchte im Gildenhaus die Musiker zu befragen. Der Großmeister gab ihm die Erlaubnis und Teshan machte sich auf den Weg.

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BeitragVerfasst: 13.04.2007 - 10:05 
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Das Gildenhaus der Musiker war schon von weitem leicht zu erkennen. Obwohl die Gilde der Musiker eine niedere Gilde war, war ihr Haus sehr stark geschmückt. Das Haus stammte noch aus der Zeit von König Naygen, der diese Gilden erst eingeführt hatte. Man sah diesem Haus an, dass dort drinnen Kreativität ausgeübt werden sollte. Kreativität ging völlig gegen Teshans analytischen Verstand und so würde es nicht einfach dort für ihn werden.

Kaum war er eingetreten, schon schallten ihm die Stimmen der Sänger und die Töne der Instrumente der Musiker entgegen. Er verzog leicht das Gesicht und folgte den Zeichen zum Kontrakt der Musiker. Dort suchte er nach den Räumen der Gildenmeister, die sich schon durch die Türen von den Klassenräumen unterschieden.

Der Großmeister der Gilde war ebenso leicht zu finden und Teshan begab sich zu allererst zu ihm, um mit ihm über sein Vorgehen und natürlich auch gleich über Faresh zu sprechen. Der Großmeister schien bereits darüber informiert worden zu sein, dass Faresh tot war, da er nicht sonderlich erstaunt war, als Teshan auf seine Erlaubnis hin eintrat.

„Ah Meister Teshan, ich habe euch bereits erwartet. Setzt euch doch! Wirklich eine furchtbare Sache, die da passiert ist!“ „Vielen Dank, Großmeister Sirren. Ja, es ist in der Tat erschreckend. Ich vermute, ihr könnt euch denken warum ich hier bin. Ich möchte eine Befragung sämtlicher Musiker vornehmen, die Faresh einigermaßen gut kannten. Doch zu allererst möchte ich euch befragen. Was könnt ihr mir über Faresh erzählen?“

„Wo soll ich da anfangen? Faresh war schon immer…überraschend. Sein Vater war bei den Steinmetzen und Faresh sollte eigentlich auch Steinmetz werden, doch er hat sich dagegen gewehrt. Er schien schon immer eine größere Vorliebe für Kunst im Allgemeinen und vor allem Musik gehabt zu haben. Als er zu uns kam, haben wir sehr schnell festgestellt, dass er ein Genie ist. Nicht nur, dass er die Dinge sehr schnell aufgenommen und verarbeitet hat, er konnte auch bereits mit jungen Jahren gute Werke schreiben.

Niemand weiß ganz genau von wem er dieses Talent hat, obwohl er oft behauptet hat, dass es von seiner Mutter kam. Genies werden bei uns natürlich gefördert, doch jeder Gildenmann muss denselben Weg gehen und so blieb Faresh lange Jahre nur ein niederer Gildenmann. Außerdem hatte seine Musik auch noch nicht die Reife erreicht, mit der er hätte berühmt werden können.

Es schien ihm nichts ausgemacht zu haben sich hocharbeiten zu müssen, da er seine Arbeit immer sehr gut erledigt hat. Von daher war sein Aufstieg auch recht schnell. Als er dann schließlich Gildenmeister wurde, durfte er vor Publikum spielen und die Zeit, die er dafür gebraucht hat, dorthin zu kommen, schien sich ausgezahlt zu haben. Endlich konnte er all seine Ideen umsetzen, die er in all den Jahren aufgeschrieben haben muss.

Sein Aufstieg zu einem Spitzenmusiker war kometenhaft. Kaum hatte er angefangen, schon war er in aller Munde und die Konzerthalle füllte sich jedes Mal mehr, bis sie schließlich ausverkauft war. In den letzten Jahren hat er nur noch in einer vollen Halle gespielt und er war gerade an dem Punkt angekommen, wo er nur noch ein großes Werk hätte schreiben müssen und dann hätte er sich mit all dem Reichtum zurückziehen können. Doch dann starb er.“

„Ich habe gehört, dass Faresh es sehr genossen hat das die Leute für ihn applaudierten. Könnte es nicht sein, dass er erst dann aufgehört hätte zu spielen, wenn er nicht mehr in der Lage dazu gewesen wäre?“

„Das ist möglich, aber ich glaube nicht, dass er die Zeichen der Zeit geleugnet hat. Ich denke, er wusste dass der Ruhm eines Musikers nicht unbedingt ewig andauern kann. Die Musik verändert sich zu sehr und zu oft, also könnte das was heute noch gut klingt morgen furchtbar sein. Es gibt nur wenige Kompositionen, welche die Jahrhunderte überdauert haben.“

„Was könnt ihr mir über Faresh als Ehemann und Vater sagen?“

„Faresh hat stets Beruf und Privatleben von einander getrennt. Darum kann ich nicht viel dazu sagen. Es scheint mir aber, als ob er ein guter Ehemann und Vater gewesen ist.“

„In Ordnung, Meister Sirren, ich denke das wäre dann erstmal alles. Ich möchte euch nun bitten eine Liste all derer aufzustellen, die Faresh etwas besser kannten. Ich werde dann diese Gildenmänner aufsuchen und sie befragen. Vielen Dank für eure Hilfe!“

„Aber, aber, das ist doch nicht der Rede wert, Meister Teshan! Hier ist die Liste der Gildenmänner, von denen ich genau weiß, dass sie Faresh gut kannten. Ich habe euch auch dazu geschrieben, wo ihr sie finden könnt. Viel Glück bei euren Ermittlungen!“

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BeitragVerfasst: 20.04.2007 - 16:13 
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Sie verabschiedeten sich voneinander und Teshan warf draußen auf dem Flur sogleich einen Blick auf die Liste. Da gab es so einige Leute und er wusste nicht, ob er heute noch mehr Befragungen an diesem furchtbaren Ort machen konnte, doch wenn er schon einmal hier war, konnte er das Ganze auch gleich hinter sich bringen!

Er war überrascht von dem Großmeister gewesen. Er hatte zwar wie alle anderen bisher sehr stark betont, was für ein Genie Faresh doch gewesen war, aber er hatte irgendwie ernster gewirkt. Natürlich hatte auch das Alter dieses Mannes Teshan ein gutes Gefühl gegeben, da er lieber mit älteren Leuten als mit jungen arbeitete.

Fast alle Leute, die auf der Liste standen, schienen im Moment im Gildenhaus zu sein. Alle waren Gildenmeister, die jetzt wahrscheinlich Jüngere unterrichteten. Nur wenige waren an anderen Orten, wie zum Beispiel der Konzerthalle, in der heute schon wieder gespielt wurde, getreu dem Motto: Die Vorstellung muss weitergehen!

Teshan würde warten müssen bis der Unterricht zu Ende war. Da er in allen Gilden zur selben Zeit enden würde, hatte er noch Zeit etwas anderes zu tun. Daher begab er sich in ein Gasthaus in der Nähe und stärkte sich etwas. Das Haus war für die Zeit gut gefüllt, doch Teshan war kein Freund von lockerem Geplänkel. Er saß ruhig in seiner Ecke, rauchte Pfeife und schaute abwechselnd auf die Uhr und die Leute.

„In Gasthäusern kann man die seine Mitmenschen wirklich gut studieren!“, dachte er bei sich. Die unterschiedlichsten Leute kamen hier zusammen und schienen das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Schließlich war der Unterricht im Gildenhaus der Musiker zu Ende und Teshan ging zurück, um die Gildenmänner, die auf der Liste standen zu befragen. Die Stärkung half ihm dies jetzt durchzustehen und er war froh, dass er ein wenig Wein getrunken hatte. Alkohol machte die unangenehmen Dinge irgendwie erträglicher.

Der erste auf der Liste war ein Mann namens Koris. Er musste sich nach Großmeister Sirrens Angabe im Unterrichtsraum zwölf befinden. Teshan konnte nur hoffen, dass er endlich mal ein bisschen mehr über Faresh herausbekam, dass ihm helfen würde diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen.

Koris war noch im Unterrichtsraum und korrigierte offensichtlich Arbeiten. Teshan räusperte sich höflich als er an der offenen Tür stand. Koris sah auf und schaute Teshan verwundert an. Dann schien ihm einzufallen, warum ein Gildenmann der Bewahrer hier war und er sagte: „Oh, kommt doch bitte herein. Ich hoffe es macht euch nichts aus auf einer dieser unbequemen Schulbänke zu sitzen! Ich denke ihr wollt mich über Faresh befragen, habe ich recht?“

„Ja, so ist es. Ich bin Gildenmeister Teshan, der Leiter des Ermittlungsteams, das Fareshs Tod aufklären soll. Großmeister Sirren schrieb auf dieser Liste das ihr Faresh gut gekannt habt. Trifft das zu?“

„Jeder, der sich näher mit Musik beschäftigt kennt Faresh. Ich glaube, jeder Gildenmann von seiner Klasse hat ihn ganz gut gekannt, da er sehr kontaktfreudig war. Insofern kannte auch ich ihn gut. Gibt es etwas bestimmtes, dass ihr über ihn wissen wollt?“

„Die Nachricht und die Umstände seines Todes scheinen sich schnell umher gesprochen haben. Was denkt ihr; war es Mord oder Selbstmord?“

„Faresh hatte Neider und ich will nicht ausschließen, dass es möglich ist, dass einer der unserigen ihn umgebracht hat. Ich bin mir sicher, dass Großmeister Sirren Faresh in den höchsten Tönen gelobt hat, aber Faresh hatte keineswegs eine weiße Weste. Das heißt nicht, dass der Großmeister gelogen hat! Er wusste nur nicht, welche Wege Faresh teilweise gegangen ist, um seine Ziele erreichen zu können!

An Selbstmord glaube ich kaum. Faresh genoss sein Leben in vollen Zügen. Ich würde auch keinen Grund wissen, warum er plötzlich verrückt geworden sein könnte. Aber man kann nicht in die Menschen hineinblicken, nicht wahr? Ich glaube viele haben ein falsches Bild von Faresh. Ich bin mir sicher, dass sein bester Freund Airis mehr über ihn weiß.“

„Wer war Farehs größter Konkurrent und Neider?“

„Oh, beneidet hat ihn wohl jeder; die einen mehr, die anderen weniger. Sein größter Konkurrent war Jaron und ich würde ihn auch am ehesten als Täter sehen. Außerdem weiß Jaron sehr viel über Faresh. Sein Name ist sicher auch auf eurer Liste. Wie heißt es doch so schön: Seinen Feind kennt man immer am besten!“

„Was meintet ihr damit, dass Faresh bestimmte Wege gegangen ist, um seine Ziele erreichen zu können?“

Plötzlich ging eine Veränderung in Koris Gesicht vor. Dann räusperte er sich und sagte: „Er hat sich nur sehr viel Mühe gegeben, weiter nichts!“

„Wenn ihr sagt, viele hatten ein falsches Bild von Faresh, was für ein Bild hattet ihr dann von ihm?“

„Faresh war Vollblutmusiker und Musiker können schon ein…eigenartiges Volk sein. Viele Leute hätte sein „musikalischer Fanatismus“ wahrscheinlich abgeschreckt. Dabei war es das, was ihn zu so einem guten Musiker machte. Auch wir anderen Musiker fanden ihn zuweilen ein wenig eigen. Aber er war ein freundlicher Mensch.“

„Was könnt ihr mir noch über Jaron erzählen?“

„Über Jaron sollte sich jeder seine eigene Meinung machen, glaube ich. Er ist ein großartiger Musiker, stand aber jahrelang im Schatten Fareshs und war daher auch sehr neidisch und zuweilen auch wütend auf ihn. Abgesehen davon, dass er ein guter Musiker ist, hat er absolut keine Ähnlichkeit mit Faresh. Vielleicht war er mal freundlich und aufgeschlossen, aber jetzt ist er nur noch verbissen und verschlossen. Die meisten von uns meiden ihn daher.“

„Nun gut, Meister Koris, das wäre dann erstmal alles. Falls euch noch irgendetwas einfällt, dass ihr sagen möchtet, dann kontaktiert mich bitte! Ich komme vielleicht auch noch einmal auf euch zurück!“

„Natürlich, Meister Teshan. Ich hoffe, ich konnte euch helfen. Shorah!“

Teshan nickte und ging. Auf dem Flur schüttelte er den Kopf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Warum hatte er nur das Gefühl, dass hier Dinge verheimlicht wurden?! Er sah wieder auf die Liste. Dort standen noch vier weitere Leute, die er befragen musste.

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Als nächstes kam Meister Ishen. Teshan ging zu Unterrichtsraum drei, klopfte an und trat ein, nachdem Ishen „Herein“ gerufen hatte. Auch Ishen schien nicht sonderlich überrascht zu sein einen Bewahrer zu sehen. Vielleicht hatte Sirren die fünf Männer ja auch benachrichtigt. Zu¬mindest ersparte das ihm die Erklärungen!

„Shorah, Meister Ishen. Ich bin Meister Teshan. Ich denke, ihr wisst warum ich hier bin! Kommen wir also gleich zur ersten Frage: Warum musste Faresh sterben?“

„Ich habe mir da so einiges durch den Kopf gehen lassen. Wir alle erfuhren heute Morgen, noch vor eurem Erscheinen von der abscheulichen Tat. Die Sache wurde meiner Meinung nach sehr geschickt eingefädelt. Es sollte wie Selbstmord aussehen und es hätte durchaus Gründe dafür gegeben, auch wenn diese nicht besonders stichhaltig gewesen wären. So hätte Faresh zum Beispiel plötzlich durchdrehen können oder er wollte sich selbst davor bewahren seinen eigenen Abstieg zu erleben und somit auf der Spitze seiner Karriere sterben, um zur Legende zu werden oder es gab Probleme in seinem Privatleben, die er nicht mehr ertragen konnte.

Ich halte Selbstmord allerdings für wenig wahrscheinlich. Aus meiner Sicht wurde Faresh ermordet und ich wüsste auch ein Motiv, aber nicht den Täter!“

„Und was soll dieses Motiv gewesen sein?“

„Angenommen Faresh hatte tatsächlich Probleme in seinem Privatleben: Zum Beispiel könnte er eine Affäre mit einer Tänzerin gehabt haben und seine Frau war eifersüchtig und wütend und wollte ihn umbringen, um zu verhindern dass Faresh mit den Reichtümern und der Frau „durchbrannte“. Daher hat sie jemanden damit beauftragt ihn umzubringen, um sich an ihm zu rächen und an sein Vermögen heranzukommen!“

„Habt ihr irgendwelche Beweise für diese Vermutung?“, fragte Teshan, der die ganze Sache sehr weit hergeholt fand.

„Faresh war ein lasterhafter Mensch. Warum sollte er da nicht eine Affäre gehabt haben? Und den Frauen würde ich alles zutrauen. Die können zu allem fähig sein, wenn sie sich bedroht fühlen! Er hat immer ein ziemliches Geheimnis aus seinem Privatleben gemacht. Vielleicht, weil er verbergen wollte, dass seine Ehe nicht so gut läuft?! Einen direkten Beweis kann ich euch aber leider nicht bieten.“

„Und solange wird das alles nur eine Vermutung sein! Ich werde keine weiteren Fragen mehr stellen, weil ich im Moment genug von eurem Gehabe habe! Auf Wiedersehen!“

Und damit stand Teshan abrupt auf und ging. Er spürte, dass Ishen ihm verwundert und ent¬rüstet hinterher sah, doch das war ihm jetzt egal. Es war ihm auch egal, ob sich irgendjemand über sein Verhalten beschweren würde. Er musste hier heraus!

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Er ging noch einmal in das Gasthaus und traf dort zufällig einen seiner wenigen Freunde. Namis gehörte zu dem kleinen Kreis an Leuten, die mit Teshan zurechtkamen. Viele andere konnten Teshans wenig kontaktfreudige, teilweise unfreundliche Art nicht ausstehen und hielten daher Abstand von ihm.

Teshan war nicht immer so unfreundlich gewesen. In jungen Jahren war er ein sehr kontakt¬freudiger Mensch gewesen, der noch Freude am Leben gefunden hatte, ohne Alkohol trinken zu müssen. Er selbst glaubte, dass die Enttäuschung vom Leben mit seiner Familie und die Gesellschaft schuld daran gewesen waren, dass er sich geändert hatte.

Die Gesellschaft…Teshan hatte in seiner Zeit als Polizist bei den Bewahrern zu viele Dinge erlebt, die ihm gezeigt hatten, dass die Menschen in D’ni oftmals durchtrieben und verdorben waren. Die Art wie sie alle lebten hatte Licht- und Schattenseiten. Natürlich war es schön in Wohlstand zu leben, aber einige hatten es übertrieben und die Gesetze gebogen und gebro¬chen, um reich werden zu können.

Daher war die Gesellschaft Teshan verhasst. Man konnte den Menschen nicht trauen. Deswe¬gen beobachte er die Menschen auch. Er wollte herausfinden, was in ihnen vorging; ob sie Verbrechen planten oder begangen hatten. Sonst hatte er kein Interesse an ihnen. Sie waren alle gleich schlecht für ihn.

Er unterhielt sich auch ein wenig mit Namis. Dieser wollte unbedingt etwas über Teshans Ermittlungen wissen. Als Teshan ihm alles genau geschildert hatte, meinte Namis: „Wie kommt es eigentlich, dass dich so veränderst, wenn du Leute befragst?“

„Ich weiß nun einmal wie man sich den Leuten in solchen Situationen gegenüber verhalten sollte. Außerdem würde ich wahrscheinlich ständig Ärger kriegen, wenn ich mein wahres Ich zeigen würde. Das mit diesem Ishen heute war eine Ausnahme, die ich auf den Alkohol zu¬rückführe. Sonst bin ich so, wie ein ordentlicher, vorbildlicher Polizist eben sein sollte. In diesem Moment muss es mir etwas ausmachen, wie die Leute die ich befrage über mich den¬ken. Und selbst wenn es mir nicht gefällt, wird mein Interesse an der Sache automatisch ge¬weckt!“

„Es ist schon eine erstaunliche Verwandlung, die du da machst! Deswegen wirst du wahr¬scheinlich auch als ein solch guter Leiter von Ermittlungen angesehen.
Was du mir über den Fall gesagt hast klingt sehr interessant. Es scheint als würden die Musi¬ker befürchten möglicherweise zu viel zu sagen!“

„Ja, aber die Frage ist warum sie schweigen! Wovor fürchten sie sich? Das sie Ärger bekom¬men? Wenn ja, warum sollten sie Ärger bekommen? Ich finde die Sache stinkt gewaltig! Ich bin froh wenn ich diesen Fall hinter mir habe!“

Darauf musste Namis lachen. Sie blieben noch lange im Gasthaus, bevor Namis sich verab¬schiedete und nach Hause ging. Teshan war zu müde und zu betrunken um nach Hause gehen zu können und hatte zudem auch keine große Lust darauf. Niemand würde sich Sorgen um ihn machen, also nahm er sich ein Zimmer in dem Gasthaus und schlief sofort ein.

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BeitragVerfasst: 09.06.2007 - 08:10 
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Am nächsten Tag erwachte er mit einem brummenden Schädel und dem schalen Nachge¬schmack von Tabak und Wein auf der Zunge. Er wusch sich erst einmal gründlich das Ge¬sicht, brachte seine Kleider in Ordnung und bestellte bei der Wirtin einen Trunk, der gegen die Kopfschmerzen half und ihn noch etwas wacher machte und ging dann.

Es waren noch drei Leute auf seiner Liste, die er befragen musste. Er war zwar nicht sicher, ob sie sich im Gildenhaus aufhalten würden, aber er ging einfach dorthin und schaute nach.
Er fand Meister Airis in einem Proberaum, wo dieser anscheinend gerade übte. Teshan legte wieder seine „andere Persönlichkeit“ an, wie er es ausdrückte und ging herein.

Airis unterbrach sein Spiel sofort und sah Teshan mit verschwommenem Blick an, als ob er aus einer anderen Welt aufgetaucht war. Dann schien er sich zu fassen. Teshan sah, dass Airis dunkle Ringe unter den Augen hatte und bleicher wirkte, als es normal bei den D’ni war. Of¬fensichtlich hatte der Tod Fareshs ihm sehr zugesetzt.

„Ich wusste, dass ihr kommen würdet. Ich werde euch natürlich alle Fragen beantworten, die ich beantworten kann, aber es kann sein das ich…mich manchmal wieder fassen muss. Bitte, setzt euch doch! Wir haben uns gestern noch über euch unterhalten, daher weiß ich auch schon euren Namen, Meister Teshan!“

Teshan nickte und setzte sich auf einen der unbequemen Hocker. Airis setzte sich ihm gegen¬über hin und sah Teshan mit einem forschenden Blick an. „Als wolle er versuchen zu überle¬gen welche Fragen ich ihm stellen werde und was er darauf antworten soll.“, dachte Teshan bei sich.

„Meister Airis, man hat mir gesagt, dass ihr Fareshs bester Freund wart. Wie würdet ihr ihn beschreiben?“

„Ich freundete mich schon kurz nachdem Faresh zu uns gekommen war mit ihm an. Damals war er ein Mann mit vielen Träumen und Wünschen, ein Mann dem man angemerkt hat, wie unglücklich er darüber war, dass sein Vater seine Entscheidung nicht akzeptieren konnte und ihn daher verstoßen hat.

Er war voller Elan und wollte es unbedingt zu etwas bringen. Zu dieser Zeit war die Musik für ihn ein Geschenk, das er an die Menschen weitergeben wollte, die Musik genauso liebten wie er. Den einzigen Weg den er dazu sah, war es bis nach ganz oben zu schaffen.

Faresh wusste am Anfang nicht einmal von seinem angeborenen Talent. Er war sehr über¬rascht davon, als die Lehrer ihn so sehr zu loben begannen und meinten er müsse ein Genie sein. Das hat Faresh dazu veranlasst noch mehr zu tun und er wurde immer besser.
Er verwandelte sich vom unsicheren Jungen in einen selbstsicheren Mann.

Es ärgerte ihn, dass man ihn nicht bevorzugt behandelte und das er so lange untätig sein musste. Er wusste zwar genau, dass kein Musiker - und sei er noch so gut - bevorzugt behan¬delt wurde oder jemals behandelt worden war, aber er sah sich inzwischen als ein großes Ge¬nie.

Als er schließlich auf die Bühne durfte, ist er noch ruhmesreicher geworden. Er kaufte sich und seiner Familie einige repräsentative Dinge, die einen Reichtum zeigen sollten, für den er sich gar nicht so sehr interessierte. Es ging ihm nur darum den Anforderungen der hohen Ge¬sellschaft gerecht werden zu können. Er war sehr nett zu seinen Freunden, aber zu mir…verzeiht mir, aber…das er nicht mehr da sein soll! Ich kann es immer noch nicht glau¬ben!“

„Meister Airis, ich habe noch eine letzte Frage bevor ich euch allein lassen werde: Ange¬nommen Faresh wurde ermordet, wer glaubt ihr könnte es gewesen sein?“

„Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass es Meister Jaron war. Er hat Faresh gehasst! Er hat vieles versucht, um Faresh von der Bühne zu verdrängen, da er ihn sehr um seinen Ruhm und seine Beliebtheit beneidet hat. Welch eine abscheuliche Tat! Wozu Menschen fähig sein kön¬nen!“

„Schon gut, Meister Airis! Beruhigt euch! Ich werde euch jetzt in Ruhe lassen, aber es kann sein, dass ich noch einmal zu euch kommen muss, in Ordnung?“

„Ja, das verstehe ich Meister Teshan. Danke für euer Taktgefühl. Shorah!“

Teshan verließ Airis mit dem Gefühl, dass auch dieser ihm nicht wirklich weitergeholfen hatte. Der einzig interessante Punkt war, dass auch Airis Meister Jaron im Verdacht hatte. Doch diesen konnte Teshan erst als Letzten besuchen. Jaron war bei den Proben für ein Ge¬denkkonzert zu Ehren von Meister Faresh. „Wie scheinheilig!“, dachte Teshan und suchte den letzten Mann auf seiner Liste auf, der sich im Gildenhaus befand.

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BeitragVerfasst: 15.06.2007 - 13:03 
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Meister Lalem begrüßte ihn freundlich und begann sofort zu reden. „Ich bin mir ganz sicher, dass es Meister Jaron war! Wollt ihr wissen warum?“

„Natürlich, immer heraus damit!“, sagte Teshan, obwohl er nicht glaubte, dass Meister Lalem ihm ein gutes Motiv liefern würde.

„Meister Jaron hatte eine Affäre mit Fareshs Ehefrau Nemiya. Faresh hat das herausgefunden und wollte sich an Jaron rächen. Doch Jaron ist ihm zuvor gekommen und hat Faresh getötet, um ihn aus dem Weg zu haben!“

„Habt ihr irgendwelche Beweise für diese Vermutung?“

„Faresh hat sich oft darüber aufgeregt, dass Jaron Nemiya schöne Augen gemacht hat. Ich glaube er war eifersüchtig, weil Nemiya Jaron mehr gemocht hat als ihn. Natürlich gab es auch andere Gründe. Zum Beispiel wollte Jaron Faresh von seinem Thron stoßen.“

„Also wirklich! Ich habe keine Zeit mir solch einen Schwachsinn anzuhören! Ihr solltet euch mit eurem Kollegen Meister Ishen zusammenschließen, der hat nämlich auch so eine haar¬sträubende Theorie! Entschuldigt mich jetzt bitte, ich habe wichtigere Leute zu befragen!“

„Was fällt euch ein so mit mir zu reden und mir vorzuwerfen ich hätte irgendetwas erfunden!? Ich sage die Wahrheit! Fragt doch Nemiya!“

„Ha, ich bin mir sicher, dass sie zugeben wird eine Affäre mit Jaron gehabt zu haben! Eher würde der große König zurückkehren, als das dies geschieht!“

Lalem sah Teshan böse an, ließ ihn aber gehen. Teshan wusste, dass er sich auf Ärger gefasst machen musste, aber er konnte einfach nicht anders. Er hasste Leute, die sich haarsträubende Dinge einfallen ließen, nur um irgendetwas zu verdecken und möglicherweise sogar jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Er war sich ziemlich sicher, dass vieles verdeckt wurde. Niemand hatte ihm alles über Faresh erzählt. Niemand hatte die Wahrheit erzählt. Er konnte nicht genau sagen woher er das wusste, aber so stellte es sich für ihn da. Das hatte auch nichts mit seiner Feindschaft gegen¬über den Musikern zu tun. Er hatte am Verhalten von Fareshs Freunden gesehen, dass sie et¬was verbargen. Das taten sie möglicherweise nicht nur, weil sie Fareshs Image nicht zerstören wollten, sondern auch weil sie etwas viel schlimmeres zu befürchten hatten. Was auch immer das sein mochte!

Teshan zuckte entsagungsvoll mit den Schultern und ging erst einmal zurück zum Gildenhaus der Bewahrer um den Bericht zu schreiben. Namis klopfte einige Zeit später an seine Tür und fragte: „Na, willst du dir nicht mal wieder ein fleischliches Vergnügen gönnen?“ Teshan wusste was das bei Namis hieß. Er überlegte kurz und nickte dann lächelnd. Er war schon lange nicht mehr im Haus der schönen Tänzerinnen gewesen.

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BeitragVerfasst: 06.07.2007 - 08:31 
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„Ich hole dich dann heute Abend ab! Ruh dich bis dahin etwas aus, du wirst deine Kräfte noch brauchen!“, witzelte Namis. Teshan lachte und nickte. Namis kannte ihn ziemlich gut. Er wusste von Teshans Ehekrise und hatte ihn vor vielen Jahren zum ersten Mal mit in dieses spezielle Gasthaus genommen. Teshan hatte es dort gefallen und er hatte endlich einmal wie¬der seinen männlichen Bedürfnissen nachgehen können.

In letzter Zeit war ihm die Lust daran etwas abhanden gekommen. Das lag wohl vor allem daran, dass er zu viel arbeitete. Namis hatte Recht. Er sollte sich öfter ausruhen, damit er öfter solchen Genüssen nachgehen könnte. Bevor er sich aber in seinem Sessel zurücklehnte um ein Nickerchen zu machen, kam ihm ein seltsamer Gedanke. Angenommen Ishen hatte recht ge¬habt, dann könnte er heute Abend im Gasthaus danach fragen, ob eine der Frauen etwas mit Faresh gehabt hatte.

Er war sich zwar nicht sicher, ob es sich lohnte dieser Sache nachzugehen und außerdem würde Namis ihn wahrscheinlich ausschimpfen, wenn er sah das Teshan selbst an einem ver¬gnüglichen Ort nicht aufhören konnte zu ermitteln, aber wenn Teshan sich einmal in eine Er¬mittlung verbissen hatte, ließ er nicht so schnell los.

Selbst dieser Fall, den er so ungern angenommen hatte und durch den er sich stellenweise geradezu quälen musste, hatte ihn im festen Griff. Die Ahnung, dass möglicherweise eine ganz große Sache hinter dem Tod von Faresh steckte, förderte sein Interesse an diesem Fall. Teshan war sich ziemlich sicher, dass Faresh dasselbe Gasthaus aufgesucht hatte, wenn Ishen die Wahrheit gesagt hatte. Das Haus der schönen Tänzerinnen war das beliebteste Etablisse¬ment seiner Art.

Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und machte ein Nickerchen. Zur neunten Stunde weckte Namis ihn und sie zogen los um ein bisschen Spaß zu haben. Die Dekadenz und Freizügigkeit der D’ni schien in diesem speziellen Viertel keine Grenzen zu haben. Tes¬han musste über sich selbst lächeln. Zum einen verabscheute er diese Dekadenz – zumindest dann, wenn man etwas Kriminelles tat, um sie zu erreichen - zum anderen genoss er sie und nahm an ihr Teil.

Das Haus der schönen Tänzerinnen war bei den prüden D’ni schon etwas besonderes. Die Frauen tanzten leicht bekleidet und in kuscheligen Ecken konnte man sie für einen kleinen Aufpreis ganz für sich allein haben. Die meisten waren eigentlich viel zu jung für Teshan, aber das machte ihm wenig aus. Er genoss es seine Pfeife zu rauchen, ein Glas Wein nach dem anderen herunterzustürzen und die Schönheit der Frauen zu bestaunen.

Namis saß bereits nach kurzer Zeit irgendwo in einer Ecke und vergnügte sich mit einer Frau. Teshan entschloss sich ebenfalls eine zu sich zu winken und sie bei Gelegenheit nach Faresh zu fragen. Die schlanke Schönheit geleitete ihn zu einer Ecke und machte sich sogleich über ihn her. Teshan ließ sie eine Weile genussvoll gewähren, dann entzog er sich ihr grinsend und fragte: „Du hast doch sicher von dem Tod des Gildenmeisters Faresh gehört, oder?“

„Natürlich, mein Schatz. Wirklich eine schlimme Sache! Aber warum willst du über einen anderen Mann reden? Warum willst du überhaupt reden!? Gefalle ich dir nicht?“

„Doch sogar sehr. Aber du musst wissen, dass ich der Kerl bin, der einen Grund für Fareshs Tod finden soll. Mir ist zu Ohren gekommen, dass er Affären mit anderen Frauen hatte und da dachte ich, er ist vielleicht hierher gekommen.“

„Oh, du bist Polizist! Ich hab doch gleich gemerkt, dass du so etwas…Starkes ausstrahlst. Ja, Faresh war tatsächlich oft hier. Ich habe ihn selbst nie bedient, aber Vinima dort drüben hatte ihn mal als Kunden. Du wirst doch jetzt nicht zu ihr gehen, oder?“

„Hey, die Frauen sind nicht zum quatschen da, Kumpel!“, rief plötzlich Namis und schlug Teshan beinahe grob auf die Schulter. Teshan sah die Frau neben ihm entschuldigend an, reichte ihr das Geld und schob Namis beiseite. Namis schaute ihm nur verdutzt hinterher, ließ ihn aber in Ruhe.

Teshan suchte nach Vinima und fragte sie dann, ob er mit ihr reden könnte. Sie sah ihn erst verwirrt an und nickte dann. Sie gingen in eine der Ecken, doch Vinima schien verstanden zu haben, dass Teshan sich nicht von ihr bedienen lassen wollte. „Deine Kollegin hat mir gerade gesagt, dass du mal Gildenmeister Faresh bedient hast. Ich leite die Ermittlungen wegen dem Tod von Faresh und hätte einige Fragen an dich!“

„Na dann schließ mal los! Und beeil dich ein bisschen, ich will noch was einnehmen heute!“

„Ich werde dich für deine Mühen gut entschädigen. Du musst dir also keine Sorgen um deine Einnahmen machen! Also, was kannst du mir über Faresh erzählen?“

„Mal abgesehen davon, dass er immer eine Sonderbehandlung verlangt hat war er ein netter Typ. Ich ging selbst manchmal zum Hafen, um mir seine Konzerte anzuhören. Sonst hab ich ihn kaum gekannt. Das ist ja das Besondere bei uns. Die Leute genießen Anonymität. Nie¬mand interessiert sich dafür warum sie herkommen, solange sie fleißig zahlen.“

„Das heißt, du weißt nicht, ob seine Frau von seinen Vergnügungen wusste und deswegen so böse auf ihn war, dass sie beabsichtigt hätte ihn umbringen zu lassen?“

„Nein, davon weiß ich nichts. Abgesehen davon würde ich Fareshs „Beziehung“ mit uns Frauen hier niemals als Affäre ansehen. Du weißt ja selber wie das ist, denke ich. Manche kommen her, um sich Luft zu machen und Spaß zu haben, andere wollen was Neues oder so¬gar Unbekanntes erleben. Keine Ahnung wie eng eure Ehefrauen das sehen!“

„Hmm, das ist wirklich schade! Nun, ich danke dir für deine Mühen, Vinima!“

„War mir ein Vergnügen mein Lieber!“

Teshan reichte ihr genug Geld, erhob sich und ging. Er verließ das Gasthaus ohne Namis und ging nach Hause. Der Rest der Familie würde wahrscheinlich schon schlafen, aber das war ihm egal. Es störte sie ja auch schon längst nicht mehr, wenn er so spät nach Hause kam. Er ließ sich in seinen Sessel vor dem Kamin fallen und rieb sich die Schläfen. Diese Spur schien sich im Sande verlaufen zu haben, was ja an sich nicht schlecht war. Jetzt galt es nur noch herauszufinden, was denn nun wirklich passiert war und vor allem warum es passiert war!

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BeitragVerfasst: 12.07.2007 - 20:18 
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Er erwachte wie erwartet nicht gerade ausgeschlafen und mit den üblichen Leiden. Er be¬schloss heute endlich mit Meister Jaron zu reden und dann musste er unbedingt herausfinden, ob er schon mit Fareshs Familie reden konnte. Er hoffte endlich mehr Erkenntnisse über den wahren Faresh zu bekommen. Trotz seiner Vermutung dass die Musiker etwas verbargen, glaubte er das Jaron der Hauptverdächtige war. Darum war es im Moment nur noch wichtig für ihn, Beweise zu finden, die auf Jaron deuteten.

Er ging zum Gildenhaus der Musiker und fragte Großmeister Sirren nach Jaron. Dieser sagte ihm, dass Jaron schon wieder in der Konzerthalle war, um zu üben. Teshan fragte sich warum Jaron denn nicht im Gildenhaus üben konnte, aber eigentlich war das unwichtig. Er machte sich auf den Weg zur Konzerthalle. Jaron würde seine Übungen unterbrechen müssen!

Als Teshan die Konzerthalle betrat, schallten ihm die einsamen Klänge von Jarons Harfe ent¬gegen. Jaron war so auf sein Spiel konzentriert, dass er Teshan nicht bemerkte, der langsam zur Bühne herunterging. Er setzte sich, wartete bis Jaron eine Pause machte und klatschte dann höflich, wenn auch ohne große Begeisterung. Teshan hatte nie verstanden wie die Musik manche Leute gefangen nehmen konnte.

Sein Klatschen hatte die erzielte Wirkung. Jaron schaute verwirrt und erschrocken auf und fixierte dann sofort Teshan. Er erhob sich fast zögerlich und fragte: „Wer seid ihr und was wollt ihr?“

Teshan blieb sitzen und sagte: „Ich bin Meister Teshan von den Bewahrern und will euch einige Fragen über Faresh stellen.“

Jaron sah ihn forschend an, nickte und kam zu ihm. Er setzte sich auf einen Sitz neben Tes¬han, allerdings mit genügend Abstand zwischen ihnen. „Man sagte mir ihr wäret Fareshs größter Konkurrent und Feind gewesen und einige verdächtigen euch sogar Faresh ermordet zu haben. Was habt ihr dazu zu sagen?“

„Ha, der Verdacht fällt natürlich sofort auf mich! Nun, ich gebe zu das ich tatsächlich sein größter Feind war. Aber ich versichere euch, dass ich ihn nicht umgebracht habe. Ich habe ein Alibi! Meine Frau wird bestätigen können, dass ich an dem fraglichen Abend zu Hause war.“

„Ich will euch oder eure Frau nicht beleidigen, aber es könnte ja gut sein, dass sie für euch lügen würde, um euch zu schützen. Solange es keine fundierten Beweise gegen euch gibt, seid ihr in starkem Verdacht. Aber ich bin nicht gekommen, um euch zu beschuldigen! Wie saht ihr Faresh?“

„Wie ich Faresh sah? Nun, das dürfte eine re¬lativ typische Sicht auf einen Konkurrenten sein! Ich erkenne Fareshs Talent nicht unbedingt an, sondern glaube eher dass er ziemlich viel Glück hatte und wenn nicht, dann hat er dem nachgeholfen. Ich habe seine ganze Art nicht gemocht.“

„Warum habt ihr dann ihm zu Ehren ein Gedenkkonzert gegeben? Wolltet ihr versuchen die Leute davon überzeugen, dass ihr gar kein so großer Feind von Faresh wart? Ich bin mir si¬cher, dass eure gegenseitige Konkurrenz auch Gesprächsthema unter den hohen Herrschaften war. Die Leute könnten also selbst auf den Gedanken gekommen sein, dass ihr ihm etwas angetan habt! Wie war überhaupt die Reaktion der Leute? Faresh war ein Publikumsliebling und ihr wirkt nicht gerade so!“

„Es ist richtig, das ich wollte dass die Leute besser von mir denken. Ich war kein Publikums¬liebling und die Leute müssen sich auch erstmal an ein neues Gesicht gewöhnen. Ich weiß nicht, ob die Leute von unserer Konkurrenz wussten, aber es war nicht meine Absicht ihnen zu sagen, dass ich unschuldig bin. Das beweisen ganz andere Dinge! Gestern haben mich die Leute gefeiert. Ich habe ihre Vorurteile revidiert und ihnen gezeigt, dass ich anders bin als sie gedacht haben! Das war meine einzige Absicht dabei.“

Teshan verfluchte sich selbst. Er hatte sich gewünscht Jaron festnageln zu können, damit er den Fall endlich abschließen konnte, aber es schien als ob Jaron unschuldig war. Seine letzte Hoffnung bestand darin, dass er irgendetwas finden würde dass Jaron belasten würde. Eine letzte Frage hatte er aber noch. „Man wirft euch außerdem vor eine Affäre mit Fareshs Frau gehabt zu haben. Ist das wahr?“

„Also wirklich! Die Leute scheinen sich einiges einfallen zu lassen, um mich zu belasten! Ich hatte nie etwas mit Fareshs Frau. Ich hätte auch kein Interesse an ihr gehabt! Ich bin glücklich verheiratet!“

„Warum glaubt ihr, wollen euch die anderen belasten?“

„Zum einen können die meisten von ihnen mich nicht leiden und zum anderen wollen sie an¬scheinend den wahren Schuldigen in Schutz nehmen!“

„Ihr glaubt also, dass es jemand anders war?! Wen habt ihr im Verdacht?“

„Fareshs besten Freund Airis! Er hat jahrelang aus nächster Nähe an Fareshs Ruhm und Reichtum teilgehabt. Ich glaube er hat ihn aus Gier umgebracht und wollte dann Nemiya um¬garnen, um so an Fareshs Prunk heranzukommen! Er spielt doch nur den trauernden Freund!“

„Für diesen Verdacht habt ihr aber keine Beweise, oder? Genauso wenig wie ihr euch meine Vorwürfe und Beschuldigungen anhören wollt, will ich mir eure fadenscheinigen Vermutungen anhören! Für mich bleibt ihr der Hauptverdächtige!“

„Dann wäre das Gespräch wohl damit beendet!“, sagte Jaron beleidigt und ging. Teshan ging ebenfalls und machte sich sogleich auf den Weg zum Gildenhaus der Heiler, wo Fareshs Kör¬per aufbewahrt wurde, bis der Fall aufgeklärt war. Er hatte damals nicht daran gedacht in Fa¬reshs Kleidung nach irgendwelchen interessanten Sachen zu suchen und das musste er jetzt nachholen!

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BeitragVerfasst: 17.07.2007 - 10:59 
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Ein Heiler begrüßte ihn freundlich und geleitete ihn zum Leichenraum. Dieser war nicht sehr groß, da es nicht oft vorkam, dass hier Leute aufbewahrt werden mussten. Faresh war bereits konserviert worden, trug aber immer noch seine Sachen vom Todestag. Teshan musste die Luft anhalten, um nicht den widerlich süßen und gleichzeitig nach verwesendem riechenden Geruch der Leiche einatmen zu müssen.

Er durchsuchte erst die Taschen von Fareshs Mantel und Hosen. Als er dort nichts fand, ließ er sich ein Vergrößerungsglas geben und bückte sich tiefer über die Leiche. Obwohl er den Geruch kaum aushielt, ging er sehr gründlich vor. Dann fand er etwas Interessantes: Auf Fa¬reshs dunkelbraunem Mantel waren einige blonde Haare. Faresh hatte aber braune Haare. Teshan wandte sich an den Heiler neben ihm und fragte: „Welche Haarfarbe hat Fareshs Frau?“

„Ihre Haare sind schwarz, Meister Teshan.“ Teshan dachte an Jaron. Er hatte blonde Haare und auch die Länge und Beschaffenheit würde passen! Warum sollten wohl blonde Haare von Jaron auf Fareshs Mantel sein? Für Teshan war die Sache klar: Jaron hatte Faresh umge¬bracht! Eine letzte Frage hatte er aber noch: „Der Leichnam ist hier doch sicher, oder?“

„Aber natürlich! Die Türen sind mit Spezialschlössern gesichert, damit die Ruhe der Toten nicht gestört wird!“ Teshan nickte nur zufrieden. Das hieß die Haare waren schon die ganze Zeit auf Fareshs Mantel.

„Wie gehen eure Ermittlungen voran, Meister Teshan?“, fragte der Heiler. „Ich glaube ich bin soeben auf das entscheidende Indiz gestoßen, dass mir verrät wer Faresh umgebracht hat!“
„Oh, das ist gut! Der arme Mann soll endlich seine Ruhe bekommen! Wer ist denn der Mör¬der?“

„Das werdet ihr dann durch die Öffentlichkeit erfahren. Ich nehme die Beweisstücke an mich und gehe jetzt den Mörder verhaften. Shorah, Meister Kimal!“
Damit tat Teshan die Haare in einen kleinen Umschlag und ging zurück zum Gildenhaus der Bewahrer. Dort holte er sich Verstärkung durch einige andere Polizisten, nur für den Fall das Jaron sich wehren würde. Zusammen mit ihnen ging er dann zu Jaron nach Hause.

Sie traten ohne zu klopfen ein. Jaron erhob sich überrascht aus seinem Sessel und sah sie ver¬wirrt an. Die Bewahrer gingen sofort zu ihm, nahmen ihn in ihren eisernen Griff und fesselten ihn. „Was zum-!“, fluchte Jaron und versuchte sich zu wehren. „Meister Jaron, ihr seid wegen des Mordes an Meister Faresh festgenommen. Ich habe Haare von euch auf Fareshs Mantel gefunden und alle anderen Dinge sprechen ebenfalls absolut gegen euch. Euch wird ab mor¬gen der Prozess vor dem Rat gemacht. Bis dahin bleibt ihr auf Irrat. Führt ihn ab Männer!“, befahl Teshan.

Jaron hörte nicht auf zu brüllen, aber seine Stimme würde bald versiegen. Teshan sah sich kurz in dem Raum um und wollte eigentlich gehen, als er Jarons Frau sah. Aleshay saß recht ruhig in ihrem Sessel, erhob sich aber jetzt und trat auf Teshan zu. Sie sah ihn mit ihren dunklen Augen an und sagte: „Ich habe Jaron gesagt, dass er es nicht schaffen wird den Ver¬dacht von sich zu weisen.“

„Ich habe mir bereits gedacht, dass er sein Alibi nur zurechtgelegt hat. Werdet ihr im Prozess gegen ihn aussagen? Ihr seid die einzige, die weiß ob er bei Faresh war oder nicht, richtig?“
„Um genau zu sein, nein! Ich kann nur sagen, dass Jaron nicht hier war. Aber da ihr Beweise für seine Schuldigkeit am Tatort gefunden habt, wird es uns beiden wenig nützen uns dagegen zu wehren.“

„Ich nehme mal an, dass heißt dass ihr gegen ihn aussagen werdet. Wollt ihr ihn gar nicht in Schutz nehmen?“

„Wie könnte ich? Ich weiß das Jaron es nicht war, aber ich habe keine Beweise dafür! Ich glaube man will uns etwas anhängen, aber auch das kann ich nicht beweisen. Also kann ich nur hoffen, dass noch ein Wunder geschieht oder mich damit abfinden, dass mein Mann in wenigen Tagen nicht mehr hier sein wird!“, sagte sie händeringend.

Teshan nickte. „Kann ich noch irgendetwas für euch tun?“ „Falls Jaron verurteilt wird, wäre es sehr freundlich von euch, wenn ihr bei den fünf ein gutes Wort einlegen könntet. Er soll noch einen einzigen Tag Gnadenfrist vor der Vollstreckung des Urteils haben, damit er sich von allem verabschieden kann!“

„Ich werde sehen, was ich tun kann. Wir sehen uns dann vor Gericht. Shorah, Aleshay!“

Er wandte sich von ihr ab und ging. Eine ganze Weile konnte er noch ihren traurigen Blick in seinem Rücken spüren und er musste die ganze Zeit an einen Satz von ihr denken: „Ich glaube man will uns etwas anhängen…“ Warum sollte jemand das tun? Und wer sollte es gewesen sein? Teshan schüttelte den Kopf und dachte: „Es macht keinen Sinn sich noch Gedanken darüber zu machen! Der Fall ist so gut wie abgeschlossen und dann habe ich endlich wieder meine Ruhe!“

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BeitragVerfasst: 22.07.2007 - 08:55 
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Am nächsten Tag begannen die Verhandlungen. Teshan hatte am Abend davor noch seinen Bericht beendet und sich einige Notizen gemacht, die ihm helfen sollten. Nun stand er also hier unten - ein Augenblick auf den er während des ganzen Falles gewartet hatte – und beo¬bachtete wie sich die Halle langsam füllte. Die fünf großen Lords von D’ni saßen bereits auf ihren Plätzen und als alle erschienen waren, wurde auch Jaron hereingebracht.

„Verehrte Gildenmänner, wir haben uns hier versammelt, um im Fall des Mordes an dem be¬rühmten Gildenmeister Faresh über das Schicksal von dessen Mörder Meister Jaron zu ent¬scheiden. Zuerst aber wollen wir uns anhören, was Meister Teshan an Beweisen gegen Meis¬ter Jaron vorzubringen hat! Meister Teshan, ihr habt das Wort!“

„Werter Rat! Meister Faresh war ein großer Musiker und sein Erfolg und Ruhm machten an¬dere neidisch auf ihn. Zu ihnen gehörte vor allem Meister Jaron, der einen solchen Hass auf Faresh entwickelte, dass er ihn zuletzt umgebracht hat, um seine Stelle einnehmen zu können. Meine Protokolle über die Befragung von Fareshs besseren Bekannten und Freunden hat er¬geben, dass diese Gildenmänner ebenfalls alle der Meinung waren, dass Jaron Faresh umge¬bracht hat.

Bisher gab es keine handfesten Beweise für diese Tat, doch als ich gestern noch einmal Fa¬reshs Leiche in Augenschein nahm, entdeckte ich blonde Haare auf seinem Mantel, die ein¬deutig Jaron zuzuordnen sind. Damit konnte ich Jaron überführen! Ich rufe nun Jarons Frau Aleshay in den Zeugenstand.“

Es kam zu einer kurzen Unterbrechung, in welcher Aleshay hereinkam und sich vor Teshan und den Rat stellte. Teshan sah sie forschend an, sah aber denselben Ausdruck wie gestern in ihren Augen. Sie schien ihre Meinung nicht geändert zu haben.

„Aleshay, war Jaron an dem fraglichen Abend zu Hause?“ „Nein, Meister Teshan.“ „Wisst ihr wo er dann war?“ „Das weiß ich leider nicht. Doch wie es aussieht hat er auch Faresh einen „Besuch“ abgestattet!“

„Jaron, warum wart ihr nicht zu Hause?“ „Ich bin in einem Gasthaus gewesen, um mich zu betrinken!“, antworte Jaron zerknirscht. „In Ordnung, das mag vielleicht für einen Teil des Abends zutreffen…Glaubt ihr irgendjemand kann bestätigen, dass ihr dort wart?“ „Keine Ah¬nung. Ich habe nicht darauf geachtet und ich kann mich nicht mehr daran erinnern! Ich kann mich sowieso nicht an viel von diesem Abend erinnern.“

Teshan sah Jaron leicht verwundert an. Was war aus dem Mann von gestern morgen gewor¬den? Hatte Jaron aufgegeben und sagte er jetzt endlich die Wahrheit? Oder sagte er das alles nur, weil er wusste dass er keine Chance mehr hatte und daher alles Mögliche erzählen konnte? Teshan fragte sich woher diese Gedanken kamen, schüttelte sie dann aber wieder unwillig ab. Jetzt war keine Zeit für diese Dinge mehr!

„Es ist also möglich, dass ihr in einem äußerst betrunkenen Zustand zu Fareshs Konzert ge¬gangen seid, gewartet habt, bis er fertig war und ihn dann umgebracht habt und am nächsten Tag nichts mehr davon gewusst habt? Das klingt mir ziemlich fragwürdig! Ich denke eher, dass ihr im vollen Bewusstsein eurer Kräfte Faresh umgebracht habt! Die Beweise reichen aus, um euch zu eurer gerechten Strafe zu verurteilen! Ich wäre dann fertig.“

Die fünf großen Lords nickten Teshan zu und ließen dann noch einmal Jaron sprechen. Dieser klang flehentlich als er jetzt sagte: „Ich bin unschuldig, das müsst ihr mir glauben! Irgendje¬mand will mir einen Mord in die Schuhe schieben, den ich nicht begangen habe! Ich gebe ja zu, dass ich Faresh gehasst habe, aber ich wäre dennoch nie dazu fähig gewesen ihn umzu¬bringen! Ich kann euch das alles nicht beweisen, aber bitte gebt mir noch etwas Zeit! Ich will dass der Fall noch mal durchgegangen wird. Und zwar von jemandem der nicht so sehr gegen mich ist wie Meister Teshan!“

„Ruhe, Meister Jaron! Würdet ihr es bitte unterlassen Meister Teshan anzugreifen! Er ist einer der besten seines Faches. Wie könnt ihr da sein Urteil anzweifeln?! Wir werden jetzt zur Ab¬stimmung kommen! Ihr werdet eure gerechte Strafe bekommen, aber aufgrund eines Gesuchs eurer Frau, dass Teshan uns übergeben hat, werdet ihr einen Tag Gnadenfrist bekommen be¬vor das Urteil vollstreckt wird. Gildenmänner, gebt uns jetzt bitte eure Stimmen!“

Die Zähler gingen durch die Reihen und notierten die Anzahl der gehobenen Arme für „schuldig“ und „unschuldig“. Alle stimmten für schuldig. Kurze Zeit später verkündeten die großen Lords das Urteil. „Meister Jaron, der Rat von D’ni hat darüber entschieden, dass ihr euch in zwei Tagen zu einer Gefängniswelt hin verbinden werdet, auf der ihr für den Rest eures Lebens bleiben werdet. Das soll euch eine Lehre dafür sein solch eine schändliche Tat zu begehen! Verabschiedet euch in der verbleibenden Zeit von euren Liebsten. Die Verhand¬lung ist damit geschlossen!“

Jaron wurde abgeführt, wobei er immer wieder rief: „Nein, ich bin unschuldig!“ Die Ver¬sammlung löste sich auf und die Leute fanden sich in kleinen Gruppen vor dem Gebäude zu¬sammen, um noch etwas über die Verhandlung zu reden. Teshan wurde von Namis begrüßt und fand sich sofort in einer angeregten Unterhaltung wieder, in der viele sagten dass bei sol¬chen Fällen wie Jaron die Todesstrafe wieder eingeführt werden sollte.

Teshan wollte so schnell wie möglich von dieser großen Menschenmenge fort. Er verab¬schiedete sich sobald er konnte und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Auf seinem Weg sah er all die Kollegen von Faresh. Besonders ins Auge fiel ihm aber Meister Koris, der ihn die ganze Zeit über mit einem seltsamen Gesichtsaudruck verfolgte. Letztendlich war ihm das aber auch egal. Alles war jetzt egal. Er wollte nur noch seine Ruhe haben!

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BeitragVerfasst: 26.07.2007 - 12:03 
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Zu Hause setzte sich Teshan erst einmal hin, trank, rauchte und genoss es endlich von diesem Fall „befreit“ zu sein. Irgendwann schlief er dann ein und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf. Endlich war er ausgeruht. Er verbrachte den Tag damit Dinge zu tun für die er während der Ermittlungen keine Zeit gehabt hatte. So spielte er zum Beispiel mehrere Runden Gemedet gegen Namis, machte einen Abstecher in die Bibliothek und besuchte Fareshs Frau Nemiya.

Es kam ihm selbst seltsam vor, dass er dies tat doch er wollte es einfach tun. Vielleicht lag das daran, dass er noch immer nicht sehr viel von Faresh wusste und trotz aller Vorbehalte ir¬gendwie neugierig war, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er damit einen weiteren Schlussstrich unter seine Ermittlungen ziehen wollte. Er hatte durch die Verhaftung und Ver¬handlung völlig vergessen die Witwe des großen Musikers noch zu befragen.

Nemiya erschien im schwarzen Trauerkleid an der Tür und sah Teshan überrascht an. „Ich dachte ihr hättet den Fall gestern beendet, Meister Teshan!“, sagte sie. „Das habe ich Nemiya, aber ich wollte dennoch noch zu euch kommen. Darf ich eintreten?“ Nemiya nickte und wies hinein. Teshan setzte sich in einen Sessel und Nemiya setzte sich ihm gegenüber hin. „Was möchtet ihr noch, Meister Teshan?“, fragte sie neugierig.

„Zu allererst möchte ich euch mein Beileid über den Tod eures Mannes aussprechen. Ich weiß, dass euch das jetzt seltsam vorkommen wird, aber obwohl der Fall abgeschlossen ist, möchte ich dennoch noch etwas über Faresh erfahren. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für euch, könnte es aber verstehen, wenn ihr es nicht wollt!“

„Ich hatte genug Zeit zum Trauern. Ich hatte erwartet, dass ihr als allererstes zu mir kommen würdet, doch euer Taktgefühl hat euch wohl davon abgehalten. Ich bin euch sehr dankbar dafür! Ich bin bereit über Faresh zu reden. Was wollt ihr wissen?“

„Wie war Faresh als Ehemann und Vater?“

„Ach, das Leben mit einem Genie war schon nicht leicht! Ich musste lernen mit seiner zu¬weilen seltsamen Art zurechtzukommen. Wir haben uns vor vielen Jahren nach einem seiner ersten Konzerte kennen gelernt. Seine phantasievolle Art und seine Lebensfreude haben mich sofort in den Bann gezogen und natürlich spielten auch sein gutes Aussehen und seine char¬mante Art eine Rolle.

Ich zumindest habe mich sofort in ihn verliebt und auch er war von mir sehr angetan. Es gab etliche andere Frauen, die ihn genauso anhimmelten wie ich, doch er nahm keine von ihnen zur Frau, sondern mich. Die ersten Jahre waren ein einziger Liebestaumel! Als ich unsere Tochter gebar, wurde es nur noch besser.

Aber dann wurde Faresh immer berühmter und hatte kaum noch Zeit sich um die Familie zu kümmern. Und wenn er dann zu Hause war, schloss er sich meist in seinem Arbeitszimmer ein, um neue Stücke zu komponieren. Er arbeitete wie besessen, um den Leuten immer wieder neue Meisterwerke präsentieren zu können. Irgendwann hätte nicht nur seine Musik, sondern auch er selbst darunter gelitten. Ich versuchte mit ihm zu reden, ihm klarzumachen wie ich mich fühlte, wenn er seine Zeit nur damit verbrachte immer mehr Ruhm und Reichtum anhäu¬fen zu wollen, doch er bestritt, dass es ihm um den Reichtum ging und sagte das ich mich ihm unterordnen müsste, dass ich verstehen müsste, wie wichtig ihm die Musik war.

Irgendwann habe ich angefangen zu glauben, dass es nicht die Musik war, sondern das Publi¬kum, das ihm so wichtig war. Manchmal, wenn er zu lange weg blieb, glaubte ich er hätte eine Affäre mit einer anderen Frau angefangen. Er stritt beides ab. Dabei weiß ich genau, dass er zumindest im Haus der schönen Tänzerinnen war! Und er war Reichtums- und ruhmes¬süchtig. Er liebte es wie die Leute ihn feierten.

Trotz allem war ich sehr geschockt über den Mord an ihm. Ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass er nicht mehr da sein soll und ich kann auch die Tat von Jaron nicht verstehen. Ich werde Faresh vermissen, vor allem wenn ich mich an unsere schönen Zeiten erinnere. Und dann ist da natürlich auch die Musik…die Musik die ständig unser Haus erfüllte und nun für immer schweigen wird. Ich habe alle seine Aufnahmen entsorgt. Ich kann es einfach nicht ertragen sie weiter zu hören! Sie bringen zu viele Erinnerungen zurück!“

Sie schluchzte leise. Teshan zögerte zuerst, legte dann aber seine Hand auf die ihre. Sie sah ihn mit verschwommenen Augen an und sagte mit erstickender Stimme: „Verzeiht mir. Ich hoffe, dass ist alles was ihr wissen wolltet, Meister Teshan. Würdet ihr mich jetzt bitte alleine lassen?“

„Natürlich, Nemiya. Danke dass ihr so offen über Faresh gesprochen habt. Lebt wohl!“

Er drückte ihre Hand kurz, dann ging er wieder. Zu Hause blieb er für den Rest des Tages in seinem Sessel sitzen und dachte nach. Eines wurmte ihn noch immer. Der Fall ging einfach nicht aus seinem Kopf. Und das alles nur wegen dieser Bemerkung von Aleshay! Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück um ein kleines Nickerchen zu machen…

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