Alles was ich im Wasser sah, waren Rochen mit mehreren fadenartigen Schwänzen, schillernde Fische und Wesen, die wie kleine Haie aussahen. Meine Anwesenheit schien sie nicht weiter zu stören – im Gegenteil, die Haie kamen sogar angeschwommen und streiften meine Hände, wie um meinen Geruch aufzunehmen. Ich war froh, dass eine leichte Brise wehte, denn es wurde langsam wärmer. Ich holte ein Tuch hervor, tauchte es in das Wasser und wickelte es mir dann um den Kopf, um etwas Abkühlung zu haben.
Nach einer Weile erreichte ich die nächste Insel. Am Strand fand ich einige Skelette und Gräten. Es schien also doch eine Art Raubtier in dem Meer zu geben, das aber wahrscheinlich in den tieferen Gewässern lebte. Ein Skelett war noch gut erhalten und es war schon beeindruckend sich auszumalen wie groß das Wesen einmal gewesen sein musste. Die Knochenstruktur war mir ziemlich fremd, nur der Rumpf des Wesens erinnerte an den eines Wals.
Ich machte eine Weile Rast und starrte hinaus auf das Meer während ich einen kleinen Imbiss zu mir nahm.
Es war fast wie Urlaub…Ich saß in der Sonne, genoss den Ausblick, lauschte dem Rauschen des Wassers und dem Kreischen der Vögel, spürte den warmen Sand unter meinen nackten Füßen. Für eine Weile vergaß ich die Dinge, über welche ich in den letzten Tagen nachgedacht hatte und ließ mich einfach treiben. Es war allerdings nicht so wie in Eluria.
Dann machte ich mich wieder auf den Weg und wanderte weiter, bis es dämmerte. Ich beobachtete den Sonnenuntergang vom Strand einer weiteren Insel aus. Es war ein atemberaubender Anblick. Mit keinen Worten konnte ich die Schönheit dieses Augenblicks beschreiben. Die Dunkelheit danach kam recht schnell. Eine Weile lag ich einfach nur da und schaute zu, wie die Sterne langsam erschienen. Es waren eine ganze Menge und ich konnte sogar ein paar Bilder in ihnen sehen. Doch wie so oft waren sie alle unbekannt und ich musste mich fragen, wo ich wohl sein mochte. Solche Gedanken ließen mir immer wieder klar werden, wie unendlich die Möglichkeiten waren.
Am nächsten Morgen ging die Wanderschaft weiter. Ich hatte mich nun schon ein ganzes Stück von dem Punkt entfernt, wo ich reingelinkt war, hatte aber nach wie vor keine Probleme auf andere Inseln zu kommen. Der ganze Inselkomplex schien sich auf einem riesigen Riff zu befinden, so dass es zwischen allen Inseln nur flaches Gewässer gab, das leicht durchwandert werden konnte. Nach einer Weile fing ich mich aber an zu fragen, ob es hier noch irgendetwas anderes gab als Inseln mit endlosen Stränden, riesigen Steinbrocken und seltsamen Meereswesen.
Ich erkundete gerade eine etwas größere Insel, die stärkere Vegetation als die anderen hatte, als ich plötzlich einen markerschütternden Schrei hörte. Ich blieb erschrocken stehen und sah mich ängstlich um. Dann sah ich einen dunkelhäutigen Mann aus dem Wald springen und wegrennen. Hinter ihm folgte ein weiterer Mann, der einen seltsamen Kopfschmuck trug. Dieser bestand aus dunkelroten Federn und kleinen Knochen. Der erste Mann sah ziemlich ängstlich und erschöpft aus und schien bereits verletzt zu sein, da er nicht besonders schnell war.
Starr blieb ich stehen und wartete ab. Die beiden beachteten mich zum Glück nicht. Dafür konnte ich Zeugin eines grausigen Schauspiels werden. Der Mann mit dem Kopfschmuck schoss einen Pfeil auf den Flüchtenden ab, welcher daraufhin zusammenbrach. Als der Mann mit dem Kopfschmuck bei ihm angekommen war, packte er den Mann an den Haaren, bog seinen Kopf nach hinten und schnitt ihm mit einem großen Messer die Kehle durch.
Ich wandte mich schockiert ab und sah zu, dass ich Abstand zu dem Mann gewann. Ich versteckte mich hinter einem der Felsen und beobachtete von dort aus das weitere Geschehen. Der Mann mit dem Kopfschmuck schulterte den Toten und schleppte ihn zurück in den Wald. Ohne es recht zu merken folgte ich ihm mit einigem Abstand. Die Grausamkeit dieser ganzen Szene erschreckte und faszinierte mich zugleich. Ich wollte wissen, was der Mann mit dem Kopfschmuck mit dem Toten vorhatte.
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
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