Registriert: 24.08.2005 - 16:45 Beiträge: 390 Bilder: 19 Wohnort: Dortmund
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Die Mysterien der Computertechnik oder: Wie setze ich meinen PC außer Gefecht
Alles begann damit, daß ich die Demo zu Myst V spielte.
Nun, ich denke nicht, daß die ganze folgende Misere etwas mit diesem Spiel zu tun hatte, aber es geschah halt gleichzeitig und so verbinde ich es miteinander. Während des Spiels begann die Festplatte im PC plötzlich zu knuspern. Obwohl es zugegebenermaßen bereits Zeit für's Abendbrot war, ignorierte ich sowohl deren Geräusche als auch die meines Magens, denn dieses Spiel war in der Tat fesselnd. Nach einer Weile, nennen wir sie mal "Stunden", begab ich mich dann aber doch zu Tisch. Daß ich ihn zu dem Festmahl nicht eingeladen hatte, schien mir Mr.Computer dann aber übel zu nehmen, denn als ich zurückkehrte, beschwerte er sich lautstark nun mit einem abwechslungsreicheren Geräusch: Er machte Klick, und manchmal auch Klack. Fast schon schien es mir, als wäre es sogar abwechselnd. Dummerweise bin ich in der Linguistik der Computersounds nicht allzugut bewandert, und so mißverstand ich seine Laute als Bitte um mehr Zuneigung, also machte ich mich gleich wieder an ihn ran und spielte weiter. Um es vorwegzunehmen: Die Demo schaffte ich dann noch in der Nacht, die Festplatte schaffte es auch, durchzuhalten, und die Müdigkeit schaffte dann mich.
Tags darauf klickte und klackte die Platte dann erneut munter vor sich. Okay, sie ist recht betagt und hat bisher immer ihre Dienste getan; jedenfalls, wenn ich mich schon so oft gedreht hätte wie sie, würde ich noch ganz andere Geräusche von mir geben. Endlich machte es auch bei mir klick und ich verstand: "Tausch mich aus!" Da lag doch noch so eine etwas kleinere Platte im Schrank, von einem Bekannten, der neulich erst aufgerüstet hatte; ja, die mußte für den Austausch herhalten, das war klar und somit schon beschlossen. Das bißchen Kabelstöpselei ist ja kein Problem, und nichtmal das Betriebsystem muß man neu installieren, nein, wir sind doch im Zeitalter der hochperfektionierten Computersoftware und man kann den kompletten Inhalt einfach eins-zu-eins auf eine andere Platte übertragen. Clonen nennt man das, obwohl mir im Nachhinein eher der Begriff Clownerie in den Sinn kommt. Für einen alten Hasen auf diesem Gebiet ist so eine simple Sache ja ein Klacks, schon hundertmal gemacht (okay, ich gebe es zu, es war nur 84mal). Frisch ans Werk und angefangen, geschätzter Aufwand eine Stunde. Nach Ablauf von etwa fünf dieser Zeiteinheiten hatte ich dann auch durchaus eine Menge erledigt: Ich hatte herausgefunden, wie es nicht funktioniert.
Der kluge Mensch von heute hat ja bekanntlich immer mindestens zwei Computer, mit denen er ins gesegnete Internet hineinschauen kann, um mit dem Zweit-PC dort nachzugooglen, warum der Erstere nicht mehr will. Hierzu braucht man nur zwei Dinge dort einzutippen: Eine genaue Wiedergabe der Fehlermeldungen, die einem um die Ohren fliegen, und das Wort "Forum". In solch einem Forum trifft man zwei Arten von Leuten: Die einen, denen schon alles passiert ist, was nur irgendwie schiefgehen kann - zu denen ich mich in diesem Moment auch zählte, in der Hoffnung, ich wäre kein Einzelfall - und dann noch die, die einfach alles wissen. Auf Letztere setzte ich meine ganze Hoffnung. Was den Einzelfall anging, hatte ich Glück: Ich war keiner. Wie sich herausstellte, ging es vielen genauso wie mir. Die Festplatte war frisch gecloned, alles richtig gemacht, nur: Es funktioniert nicht. Genauer gesagt, gab es zwei Alternativen: Entweder bootet der PC von der neuen Platte nicht mehr (das passierte mir nur bei zwei Versuchen) oder er bootet, erlaubt aber nicht, daß man sich auch anmeldet (da hatte ich laut Foren wohl den Highscore mit 5 Versuchen). Was das Auffinden der Alleswisser angeht, hatte ich leider Pech...
Aber so schnell gibt man ja nicht auf, im Grunde ist das Verfahren auch sehr simpel. Man macht eine völlig identische Kopie einer Platte und die muß sich einfach genauso verhalten wie das Original, zu deutsch: Sie muß booten! Daß sie es nicht tat, faßte ich als Affront auf - und nun hatte der PC bereits verloren, denn ich gedachte ihm mit List und Hintertücke zu Leibe zu rücken. Bei all diesem Ärger blieb ich natürlich ganz ruhig, überlegt und cool, schließlich kommt man sonst nicht weit. Aber ich bin doch froh, daß ich keine unmittelbaren Nachbarn habe.
Wahrscheinlich liegt es ja nur an der veralteten Clone-Software, dachte ich mir, die ist sicher nicht ganz kompatibel zu diesem Windows2000, weil sie schon 1999 herauskam. Also schnell eine aktuelle Version im Internet gekauft, heruntergeladen, auf CD gebrannt, nun kann nichts mehr schiefgehen. Tolles Teil, nennt sich "Symantec Ghost 9.0", wow, es liest sich ja alles gut, was da so geschrieben steht. 4 Versionen neuer als die, die ich habe. Ich bin glücklich. Man muß nur ein paar Verrenkungen machen, zum Beispiel erst wieder die alte Platte einbauen und davon booten (das klick-klack störte mich inzwischen nicht mehr im Geringsten), weil man die wunderschöne Software, die sogar von CD bootet, von CD aber gar nicht starten kann, sondern erst installieren muß. Na, kein Problem, installieren kann ich gut. Dann muß man auch noch erst das Microsoft .NET-Framwork installieren, weil es nicht ohne geht, aber wen stört das schon? Die alte Version brauchte sowas nicht, dafür ist die Neue wirklich hübsch bunt und zum Klicken und läuft unter Windows - da ist man froh, wenn man ein laufendes Windows hat, nicht wahr? Aber es lief ja noch. Und man muß auch erst einen zwanzigstelligen Freischaltcode eintippen, damit die Clonesoftware clonen kann, sonst kann sie eben weniger. Sowas macht mir garnichts aus, immerhin mag ich Rätsel und suche gerne nach Funktionen, die eigentlich da sein müßten, nur eben versteckt sind. Fast so schön wie Riven. Eine wunderbare Software und das Clonen funktionierte einfach perfekt. Sagte ich schon, daß die Platte damit genausowenig bootete? Nein?
Am nächsten Tag war mir dann klar, daß man eine größere Platte einfach nicht auf eine kleinere Clonen kann. Logisch? Na klar! Obwohl der Dateninhalt ja locker hätte draufpassen müssen; sollten etwa die "leeren" Sektoren doch gar nicht so wirklich leer sein und eine Rolle spielen? Und daß es nicht paßt, hat Ghost ja auch nicht angemäkelt. Wie auch immer, es muß eine größere Platte her, auch schon im Hinblick auf die Zukunft, nochmal möchte ich das Ganze ja nicht machen müssen. Die neue, große Platte war schnell eingebaut, immerhin hatte ich schon Übung darin, unter den Tisch zu krabbeln und umzustöpseln. So in der Nähe des PCs unter der Tischplatte zu liegen hat einen erstaunlichen, gedächtnisanregenden Effekt; ob das mit dem vielen Speicher in der Nähe zu tun hat? Jedenfalls fällt einem just ein dem Moment, wenn man grad so schön auf dem Boden liegt, wieder ein, daß es doch ganz praktisch gewesen wäre, wenn man die Taschenlampe zum Hereinleuchten ins Gehäuse gleich mitgenommen hätte. Sag bitte keiner, Computertechniker würden keinen Sport treiben! Dann ging alles sehr schnell: Platte gecloned, heruntergefahren, Kabel und Jumper umgestöpselt - sowas trainiert, mit der Zeit muß man nicht mehr nachschauen, wie man Master und Slave umstellt - gebootet... JA! Gebootet! Wunderbar und supertoll, schon einen Schritt weiter - jetzt gilt es nur noch herauszufinden, wieso man sich nicht am System anmelden kann. Nach Eingabe von Benutzername und Passwort kommt jetzt: "Die Auslagerungsdatei ist zu klein!" und dann geht das Spiel mit der Benutzeranmeldung von vorne los. Bitte? Zu klein? Auf DER Platte? Da passen doch mindestens 27 Stück von der Sorte Auslagerungsdatei drauf! Außerdem sollte die doch beim Clonen mitkopiert worden sein. Eigentlich. Was aber wirklich nett von Microsoft ist: Es steht in der Messagebox dabei, was man tun muß, um das Problem zu beheben - nur gibt es keinen Desktop, auf dem man das auch tun könnte. Fröhlich freue ich mich über das neue Rätsel und denke schon: "Foren"... Aber nein, als echter Adventure-Fan bekommt man sowas doch selbst heraus!
Ich gehe also ganz logisch an die Sache heran. Wahrscheinlich gibt es bei diesem schönen Spiel "Symantec Ghost 9.0" irgendwo noch eine versteckte Option, die ich nur übersehen habe. Aber nochmal die Platte umstöpseln? Es läuft ja nur wenn Windows läuft... Idee! Ich habe ja noch einen PC. Da installiere ich das einfach auch mal drauf und gucke in aller Ruhe (nachts um 1 ist es ja bei vielen Leuten ruhig) nach, welche Geheimtüren sich wohl auftun. Das geht schnell, und den 20-stelligen Code kenne ich ja schon und muß nicht mehr in der Bestätigungsmail suchen. Um 1:30 Uhr ist es auch schon soweit, ich muß nur noch fix das Life-Update machen - dann natürlich (um 2 Uhr) neu booten - und dann am besten schlafen gehen. Habe geträumt von einer heilen, sonnigen Welt, mit Palmen, Sand und Meer - der zweite PC, der nun auch nicht mehr bootet, kam glücklicherweise nicht darin vor. Oder ich erinnere mich zumindest nicht daran.
Am nächsten Morgen gehe ich gleich ausgeruht wieder an Werk, den zweiten PC brauche ich ja fürs Büro zum Schreiben. So schwierig kann es ja nicht sein, den wieder ans Booten zu bekommen. Spielen wir halt mal morgens schon ein Adventure. Der abgesicherte Modus funktioniert noch, das ist eine positive Überraschung. Na dann deinstalliere ich doch einfach mal dieses Softwarepaket wieder, dann müßte doch der alte Zustand wiederhergestellt sein. Wirklich spannend an diesem Spiel "Ghost" ist aber, daß man es im abgesicherten Modus gar nicht deinstallieren kann! Auch bei diesem .NET-Framework ist das nicht möglich. Langsam beginne ich in Begeistrung auszubrechen - so einen interessanten Rätselaufbau hatte ich bei einem Spiel selten. Ich greife tief in die Trickkiste der Cheats und deaktiviere sämliche Dienste, die irgendwie nach Symantec oder Framework aussehen - und siehe da: Es bootet wieder. Zwar nur dann, wenn die Klappe des CD-Rom-Laufwerks geöffnet ist - sonst gibt es eine lustige neue Fehlermeldung mit Bluescreen - aber das überrascht mich nicht mehr wirklich.
Jetzt geht es also ans deinstallieren. Leute, ich muß schon sagen, Symantec hat bei diesem Adventure wirklich sämtliche Feinheiten berücksichtigt. Zum deinstallieren soll ich die CD einlegen - ist ja auch logisch, warum man die dazu braucht. Schliesslich überprüft Microsoft, das große Vorbild, ja ebenfalls stets, ob genügend Speicher zum Löschen von Dateien zur Verfügung steht. Lustig ist nur, daß jetzt dem System gar keine CD-Rom-Laufwerke mehr bekannt sind. Verschwunden. Jetzt ist der Punkt gekommen, wo man echt gut so ein Ghost-Image gebrauchen könnte, um den vorherigen Systemzustand wiederherzustellen, also ein System ohne Ghost-Installation - was sich aber leider ausschließt, da man ein solches Image nur mit installiertem Ghost erzeugen kann.
Ich shyce auf die CD, lösche von Hand sämtliche Symantec-Verzeichnisse und sämtliche Registry-Einträge (das Framework läßt sich aber normal entfernen), boote neu, und habe wieder CD-Roms. Zur Sicherheit installiere ich nochmal und entferne sofort alles wieder, falls irgendwelche Einträge nicht "Symantec" heißen, und der PC läuft wieder wie vorher.
Den Spiele-PC zu clonen war dann zum Schluß gar nicht so schwer: bei der Seagate-Platte lag eine CD dabei, von der ich erst dachte, es wäre nur ein Tool zum Partitionieren drauf, aber der mitgelieferte DiskWizard war auch in der Lage zu clonen, wunderbar einfach, und der erste Versuch gelang. Danke, Seagate.
Ein Gutes hat die ganze Aktion aber gehabt: Auf diese Art wird einem die Wartezeit bis zum endgültigen Erscheinen von Myst V nicht so lang
Have a nice Tach
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